19.06.2023

Was ist die Brennweite?

Brennweite und Perspektive einfach verstehen

Du interessierst dich für die Fotografie und möchtest mehr darüber erfahren, wie die Brennweite das Endergebnis deiner Bilder beeinflusst? In diesem Blogbeitrag werden wir uns ausführlich mit diesem Thema beschäftigen. Die Brennweite ist eine der grundlegenden Eigenschaften von Objektiven und spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung von Fotos.

Was ist die Brennweite?

Die Brennweite wird in Millimetern angegeben und bestimmt, wie groß oder klein der Bildausschnitt ist. Die Zahlen wie 50 mm, 24-70 mm und Co. findest du auch auf deinem Objektiv wieder. Je kürzer die Brennweite, desto größer der Bildausschnitt. Je länger die Brennweite, desto kleiner der Bildausschnitt. Die Brennweite beeinflusst dein Foto also maßgeblich.

Die graue Theorie zur Brennweite sieht so aus, dass sie von der Hauptebene der Linse, bis zum Brenn- bzw. Fokuspunkt gemessen wird. Nun besteht ein Objektiv jedoch nicht aus einer, sondern aus vielen Linsen. Die Hauptebene zu berechnen, ist deshalb recht komplex. Vereinfacht hieß es früher, die Brennweite sei einfach der Abstand der Frontlinse zum Sensor. Das stimmt wegen der komplexen Linsenkonstruktionen nicht mehr, bietet dir aber einen Richtwert. 

Zusammenhang zwischen Brennweite und Bildwinkel

Der Bildwinkel ist ein Maß dafür, wie viel von einer Szene deine Kamera zusammen mit deinem Objektiv erfassen kann. Er hängt von der Brennweite des Objektivs und der Größe des Sensors ab. Je kleiner die Brennweite oder je größer der Sensor, desto größer ist der Bildwinkel. Der Bildwinkel wird in der Regel in Grad ausgedrückt.

Zum Beispiel hat ein 50-mm-Objektiv an einer Vollformatkamera einen diagonalen Bildwinkel von etwa 47 Grad, während es an einer APS-C-Kamera einen Bildwinkel von etwa 31 Grad hat. Der Bildwinkel bestimmt, wie viel von der Umgebung in das Bild passt und wie stark die Perspektive verzerrt wird. Ein großer Bildwinkel erfasst mehr von der Szene, aber erzeugt auch mehr Verzerrung, vor allem an den Rändern des Bildes. Ein kleiner Bildwinkel erfasst weniger von der Szene, aber erzeugt auch weniger Verzerrung und eine flachere Perspektive.

Wenn du die technischen Daten eines Objektivs anschaust, wirst du den Bildwinkel sicher auch entdecken. Dazu solltest du wissen, dass es verschiedene Bildwinkel gibt. Den vertikalen, den horizontalen und den diagonalen Bildwinkel. In den technischen Daten wird meistens der diagonale Bildwinkel angegeben. Der horizontale Bildwinkel ist eigentlich etwas interessanter, da er unserer Sehgewohnheit am nächsten kommt.

Was ist der Crop-Faktor?

Der Bildwinkel hängt also auch von dem Sensorformat ab. Damit du trotzdem weißt, wie eine konkrete Brennweite an einer Kamera mit kleinerem Sensor wirkt, gibt es den Crop-Faktor oder Formatfaktor genannt.

Der Crop-Faktor ist ein Begriff, der beschreibt, wie sich die Größe des Bildsensors einer Kamera auf den Bildwinkel und die Brennweite eines Objektivs auswirkt. Der Crop-Faktor ist das Verhältnis zwischen der Diagonalen des Vollformatsensors (36 × 24 mm) und der Diagonalen des kleineren Sensors. Je kleiner der Sensor, desto größer ist der Crop-Faktor und desto kleiner ist der Bildwinkel.

Das bedeutet, dass ein Objektiv an einer Kamera mit einem kleineren Sensor eine größere effektive Brennweite hat als an einer Kamera mit einem Vollformatsensor. Zum Beispiel hat ein 50-mm-Objektiv an einer Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5 einen Bildwinkel, der dem eines 75-mm-Objektivs an einer Vollformatkamera entspricht.

Übliche Crop Faktoren:

  • APS-C Sensor: 1,5
  • MFT Sensor: 2
  • 1 Zoll Sensor: 2,73

Wirkung der Brennweite

Der Bildwinkel beeinflusst unsere Wahrnehmung der Tiefe eines Bildes. Deshalb solltest du dir vor deiner Aufnahme überlegen, welche Bildwirkung du erreichen möchtest und entsprechend die passende Brennweite wählen. Objektive mit geringem Bildwinkel, also langer Brennweite, stauchen das Bild zusammen. Das Bild wirkt flacher und die Abstände der einzelnen Bildelemente wirken auf die Tiefe bezogen sehr gering. Weitwinkelobjektive mit kurzer Brennweite verstärken die Tiefenwirkung auf deinem Foto. Je nach gewünschtem Effekt ist die eine oder die andere Brennweite besser geeignet.

Welche Brennweite für welches Motiv?

Unterschiedliche Brennweiten erzeugen unterschiedliche Bildwirkungen. Doch welche Brennweite eignet sich am besten für welches Motiv? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn auch innerhalb eines Genres gibt es natürlich verschiedenste Herangehensweise, um die Vorstellung der eigenen Bildidee umzusetzen. Wir geben dir trotzdem einen kurzen Überblick über die üblichen Brennweiten der verschiedenen Genres in der Fotografie.

Welche Brennweite für Landschaftsfotografie?

Weitwinkelobjektive sind natürlich ideal, um die Weite und Schönheit einer Landschaft einzufangen. Wähle eine Brennweite zwischen 10 und 35 mm, um die gesamte Szenerie abzudecken und die räumliche Tiefe zu betonen. Lange Brennweiten sind in der Landschaftsfotografie eher unüblich. Völlig zu unrecht! Mit Teleobjektiven wie etwa einem 70 bis 200 mm Objektiv kannst du in der Landschaft tolle Details entdecken.

Welche Brennweite für Portraits?

Wenn du schöne Portraits machen willst, brauchst du eine Brennweite, die dein Motiv gut zur Geltung bringt. Eine gute Wahl ist eine Brennweite zwischen 50 und 85 mm, denn sie erzeugt eine natürliche Perspektive und ein angenehmes Bokeh. Mit einer längeren Brennweite kannst du mehr Details einfangen, aber du musst auch mehr Abstand halten. Mit einer kürzeren Brennweite kannst du mehr vom Hintergrund zeigen, aber du riskierst auch Verzerrungen im Gesicht. Experimentiere mit verschiedenen Brennweiten und finde heraus, was dir am besten gefällt.

Welche Brennweite für Sportfotografie?

Wenn du Sportfotos machen willst, brauchst du eine Brennweite, die es dir erlaubt, die Action aus der Ferne einzufangen. Eine gute Wahl ist ein Teleobjektiv mit mindestens 200 mm Brennweite. Ein Zoomobjektiv ist noch praktischer, weil du damit flexibler auf verschiedene Situationen reagieren kannst. Zum Beispiel ein 70-300 mm oder ein 100-400 mm Objektiv.

Welche Brennweite für Streetfotografie?

Es kommt darauf an, was du fotografieren willst, wie nah du an deine Motive herankommen kannst und welchen Stil du bevorzugst. Fotografierst du lieber die Architektur einer Stadt oder die Menschen, die sich in der Stadt bewegen? Eine beliebte Brennweite für Streetfotografie ist 35 mm, weil sie einen guten Kompromiss zwischen Weitwinkel und Tele bietet.

Welche Brennweite für Architekturfotografie?

Oft hast du nicht viel Platz zur Verfügung, wenn du Innen- oder Außenarchitektur fotografieren möchtest. Deshalb ist eine kurze Brennweite zwischen 12 und 24 mm ideal für die Architekturfotografie. So kannst du selbst einengenden Platzverhältnissen die Architektur in voller Pracht fotografieren.

Festbrennweite oder Zoomobjektiv?

Die Wahl zwischen Festbrennweite und Zoomobjektiv hängt von deinen persönlichen Vorlieben und dem geplanten Fotografie-Einsatz ab. Festbrennweiten bieten eine kompakte Größe, hohe Lichtstärke und Bildqualität, während Zoomobjektive vielseitig und flexibel sind.

Um die Wirkung einer bestimmten Brennweite wirklich zu verstehen, ist es besser, mit einer Festbrennweite zu fotografieren. Zoomobjektive machen ‚faul‘, da du schnell zoomen kannst, statt deinen Standpunkt zu ändern. Probiere am besten verschiedene Objektive aus.

Brennweite und Perspektive

Hier und da haben wir schon einmal die Perspektive oder die Bildwirkung erwähnt. Doch ändert die Brennweite die Perspektive tatsächlich?

Die Brennweite beeinflusst die Perspektive eigentlich nicht. Die Perspektive ist einzig von dem eigenen Standpunkt zum Motiv abhängig. Verschiedene Brennweiten bringen uns jedoch dazu, uns anders zu verhalten und anders zu dem Motiv zu positionieren. Mit einem Weitwinkelobjektiv treten wir automatisch näher an ein Motiv heran, wodurch eine neue Perspektive entsteht. Mit langen Brennweiten wollen wir Entfernungen überbrücken und stehen automatisch weiter vom Motiv entfernt.

Das kannst du ganz einfach testen. Fotografiere dazu mit einer langen und einer kurzen Brennweite ein Motiv deiner Wahl. Am besten eins, das sich nicht bewegt. Verändere die Entfernung zum Motiv zwischen den beiden Aufnahmen nicht. Passe im Anschluss den Ausschnitt des Weitwinkels an den der Teleaufnahme an. Du wirst keinen Unterschied sehen, die Perspektive hat sich also nicht verändert.

Fotografiere ein drittes Bild erneut mit der weitwinkligen Brennweite und gehe so dicht an dein Motiv heran, dass es auf dem Foto so viel Platz einnimmt, wie das Hauptmotiv auf dem Tele-Bild. Der Unterschied zwischen diesen beiden Bildern wird deutlich größer ausfallen. Achte besonders auf den Hintergrund.

Dieser große Unterschied liegt an dem neuen Standpunkt, nicht an der veränderten Brennweite. Theoretisch könntest du versuchen, von deinem neuen Standpunkt aus, mit dem Tele ein Panorama zu erstellen. Das müsste dann wieder eine Bildwirkung haben, wie das Foto aufgenommen mit dem Weitwinkel.

Brennweite und Schärfentiefe

Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen der Brennweite und Schärfentiefe. Die Schärfentiefe ist der Bereich vor und hinter dem Fokuspunkt, der noch als scharf wahrgenommen wird. Je größer die Brennweite, desto geringer ist die natürliche Schärfentiefe, selbst bei kleinen Blendenöffnungen. Das bedeutet, dass bei Teleobjektiven mit längeren Brennweiten der Fokus auf einem bestimmten Bereich des Bildes liegt, während der Hintergrund und Vordergrund unscharf werden. Weitwinkelobjektive hingegen erzeugen eine größere Schärfentiefe und erfassen einen größeren Bereich des Bildes scharf.

Fazit: Die Brennweite in der Fotografie

Die Brennweite ist eine entscheidende Eigenschaft von Objektiven und beeinflusst die Perspektive, den Bildausschnitt und die Schärfentiefe. Weitwinkelobjektive eignen sich gut für Landschaftsaufnahmen, Normalobjektive sind vielseitig einsetzbar und Teleobjektive ermöglichen es, weit entfernte Motive näher heranzuholen. Die Wahl der Brennweite hängt von deiner gewünschten Bildwirkung und der jeweiligen Fotosituation ab. 

Experimentiere mit verschiedenen Brennweiten, um die Brennweite besser zu verstehen, damit du deinen eigenen fotografischen Stil zu entwickeln kannst. Denke daran, dass es keine strikten Regeln gibt – das wichtigste ist, deiner Kreativität freien Lauf zu lassen und die Brennweite bewusst als gestalterisches Element einzusetzen. 

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