Brennweiten und Perspektiven

Gemeinsam mit Tänzerin Paloma zeigen Fotograf Jan Vincent Kleine und Videograf Marian Hirschfeld auf einem Kölner Parkhausdach die Wirkungsweise von verschiedenen Zoom- und Festbrennweiten. Dabei werden mit unterschiedlichen Perspektiven und Abständen besondere Bildkompositionen erzielt.
Was steckt hinter den Brennweiten-Zahlen?
Vereinfacht gesagt: je kleiner die Zahl, desto weitwinkliger das Bild – man bekommt mehr auf das Bild. Anders herum bedeutet es, dass je größer die Brennweite, desto kleiner der Bildwinkel und umso näher ist man perspektivisch am Motiv dran.
Zoom-Objektive
Zoom-Objektive werden in drei klassische Bereiche eingeteilt, die für verschiedene Zwecke eingesetzt werden. Das sind zunächst die Weitwinkel-Zooms mit kurzen Brennweiten und großen Bildwinkeln, wie etwa das Ultraweitwinkel-Zoom NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S.
Das klassische Standard-Zoom-Objektiv mit 24-70mm deckt einen relativ großen Bereich ab, sodass man damit in einem sehr breiten Spektrum der Fotografie arbeiten kann. Das NIKKOR Z 24–70 mm 1:2,8 S für die spiegellosen Z-Kameras von Nikon ist ein solches. Damit kommt ihr beispielsweise von einem Weitwinkel bei 24 mm Brennweite bis hin zu einer leichten Tele-Brennweite bei 70 mm.
Der dritte Bereich beinhaltet die klassischen Tele-Zooms wie das NIKKOR Z 70–200 mm 1:2,8 VR S. Diese Zooms sind durch ihre Flexibilität nach oben hinaus ideal geeignet für die Wildlife- und Sport-Fotografie, sind aber auch in der Mode-Fotografie und für Portraits super geeignet.
Festbrennweiten
Diese Brennweiten sind natürlich auch mit Festbrennweiten zu erfassen. Diese sind in der Regel lichtstärker und geben dadurch die Option, z. B. besser mit Schärfe und Unschärfe zu spielen. Festbrennweiten fordern euch als Fotografen mehr, da ihr nicht an eure Motive heranzoomen könnt. Hier seid ihr gefragt, selbst aktiv zu werden und euch zu bewegen, um einen anderen Bildausschnitt zu erreichen.
Um bei den Beispielen von Nikons Z-Objektiven zu bleiben: Innerhalb der Z-Serie bieten sich hier das weitwinklige NIKKOR Z 35 mm 1:1,8 S, das NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S oder das Portrait-Festbrennweiten-Objektiv NIKKOR Z 85 mm 1:1,8 S an. Im Bereich der Nikon-Spiegelreflexkameras finden sich derzeit weitere 53 Festbrennweiten, die ihr flexibel an eurer DSLR oder mithilfe des FTZ-Adapters an eurer Z-Kamera verwenden könnt.
Diese Objektive helfen vor allem Anfängern enorm, das Prinzip der Brennweiten zu verstehen und dabei eure Fotografie zu perfektionieren. Gerade der „Zwang“, sich zu bewegen, ist unglaublich wichtig, wenn es darum geht zu verstehen, welch einen großen Einfluss der Abstand zu unserem Motiv auf die Perspektive hat.
Perspektive
Perspektivisch besonders spannend ist die Proportionalität zwischen Vordergrund und Hintergrund, die in der Kombination aus Abstand und Brennweite entsteht. Um den Zusammenhang zwischen Brennweite, Perspektive und Perspektiv-Verzerrung zu verstehen, sind zwei Aspekte sehr wichtig:
Fixer Standpunkt – variable Brennweite
Der erste ist das Fotografieren von einem festen und unveränderten Standpunkt aus mittels verschiedener Brennweiten. Stellt euch eurem Motiv einige Meter gegenüber und macht zunächst ein Foto z. B. mit 24 mm. Dann fotografiert ihr aus der exakt gleichen Position ein weiteres Mal, aber diesmal mit einer Brennweite von 70 mm. Durch die größere Brennweite kommt ihr natürlich viel näher an euer Motiv heran und verkleinert dabei auch den Bildwinkel. Theoretisch könnt ihr einen ähnlichen Bildausschnitt produzieren, indem ihr das 24 mm Foto in der Bildbearbeitung zurechtschneidet.
Fixe Brennweite – variabler Standunkt
Der zweite wichtige Aspekt ist das Fotografieren mit einer konstanten Brennweite, während ihr selbst eure Position verändert. Im Beispiel steht Jan Vincent ca. 1,5 Meter von Tänzerin Paloma entfernt, das Hochhaus im Hintergrund ist ca. 100 Meter entfernt. Wenn er sich nun weitere 1,5 Meter von Paloma wegbewegt, dann ist er doppelt so weit von ihr entfernt, aber die Entfernung zum Hochhaus vergrößert sich nur um 1,5 %.
Das bedeutet: Bei gleicher Brennweite und zwei unterschiedlichen Abständen zu dem Motiv, bleibt der Hintergrund gleich groß, das eigentliche Motiv im Vordergrund verändert sich aber in der Größe je nach Position des Fotografen. Wenn ihr diese beiden Aspekte berücksichtigt und miteinander kombiniert, dann könnt ihr eine wirklich außergewöhnliche Bildwirkung erzielen.
Brennweiten & Standorte
Serie fotografiert von 14 mm bis 200 mm bei gleichbleibender Entfernung:







Hier könnt ihr wunderbar beobachten, wie jede Erhöhung der Brennweite perspektivisch gesprochen einem engeren Beschnitt entspricht.
Die gleiche Serie von 14 mm bis 135 mm fotografiert von immer weiter entfernten Standorten aus, sodass Paloma im Bild immer gleich groß bleibt:







Besonders am Hintergrund lässt sich hier eine deutliche Veränderung feststellen, aber auch Paloma als Motiv verändert sich in ihrer Wirkung auf den Betrachter. Hier gilt: Je näher ein Objekt ist, desto stärker die Veränderung.