Canon EOS C80 - die neue Cinema-Kamera im Praxistest
Ist das der beste Allrounder für Filmschaffende?
Wer es bei Canon mit dem Filmen ernst meint und Interesse an einer dedizierten Cinema-Kamera mit Vollformatsensor hatte, der musste sich bisher zwischen der kleinen EOS R5C und der doch schon recht großen EOS C400 entscheiden. Und während die R5C vor allem mit Kompaktheit glänzt, lässt sie doch einige Features und Einstellungsmöglichkeiten einer vollwertigen Cine-Kamera vermissen.
Die C400 auf wiederum dürfte einen Einsteiger schnell überfordern und ist dann auch für kleine Produktionen nicht mehr ganz so handlich. Da gäbe es als Alternative noch die Canon EOS C70, die eine tolle Balance zwischen diesen beiden Welten schafft, mit dem einen Haken, dass hier „nur“ ein 35-mm-Sensor verbaut ist und kein Vollformat.
Bis jetzt: Denn mit dem Nachfolger, der Canon EOS C80, spendiert Canon dem gleichen Gehäuse nun den größeren Sensor und bietet damit eine der aktuell interessantesten Cinema-Kameras an, die für viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten perfekt geeignet ist.
Technische Daten
- Sensor: Vollformat, Back-Side Illuminated (BSI) CMOS-Sensor
- Prozessor: DIGIC DV7
- 26,67 Megapixel (effektiv: 19,05)
- Tripple Base ISO (800. 3.200, 12.800)
- 16 Blendenstufen Dynamikumfang
- Aufnahmeformate:
Cinema RAW Light: 576 Mbit/s
XF-AVC / MXF: 500 Mbit/s
XF-AVC S / MP4: 500 Mbit/s
XF-HEVC S / MP4: 225 Mbit/s - Videoauflösung: 6K / 4K / 4K UHD / 2K / FHD
- Sampling/Farbtiefe:
RAW: 12 Bit
ALL-I oder Long GOP 4:2:2 10 Bit
Proxy: Long GOP 4:2:0 8 Bit - Display: 3,5 Zoll LCD-Touchscreen
- Bildstabilisator: Digitaler 5-Achsen-IS bei Objektiven ohne optischen IS
- Maße: Ca. 160 x 138 x 116 mm
- Gewicht: ca. 1.310 Gramm
Verarbeitung und Technik
Die C80 ist bis zum Rand vollgepackt mit modernster Technik, so dass du dich manchmal fragen musst, wie all diese Features überhaupt in dieses handliche Gehäuse passen können. Handlich ist dabei relativ zu sehen. Im Vergleich zu einer DSLM ist die C80 ein Riese. Im Vergleich zu professionellen Cinema-Kameras liegt sie eher auf der schlanken Seite. Tatsächlich ist die Kamera durch einen sehr ergonomischen Handgriff inkl. Handschlaufe auch freihändig angenehm zu bedienen.
Dabei wirkt sie so robust, dass du keine Hemmungen haben musst, sie auch unter schwierigsten Bedingungen einzusetzen. Das ist auch den Komponenten geschuldet, die im Zweifelsfall nicht nur durch den Canon Service, sondern auch durch den Besitzer einfach austauschbar sind. Darunter fallen z. B. die Gewindepunkte für Zubehör. Auch das Anbringen eines PL-RF-Adapters wird dank vier zusätzlicher Gewinde und einer Lock Plate zu einer stabilen Angelegenheit. So lassen sich auch Cine-Objektive mit PL-Mount sehr sicher an der C80 verwenden.
Da wir an dieser Stelle kaum auf alle Features der Kamera detailliert eingehen könne, hier eine Übersicht der wichtigsten Features der Canon EOS C80:
Zum Youtube Review
Canon hat uns vorab einen Nachmittag die Canon EOS C80 zur Verfügung gestellt, sodass wir sie auf Herz und Nieren testen konnten. Schau jetzt auf YouTube, was wir in dieser Zeit mit der neuen Cinema-Kamera so erreichen konnten.
Bildqualität
Bei den Auflösungen, Framerates und Codecs bedient sich die kleinere EOS C80 bei der größeren EOS C400. Denn in dieser ist derselbe 6,2K-Vollformatsensor verbaut. Der einzige Unterschied ist, dass du mit der C80 6,2K nur in bis zu 30 Bilder pro Sekunde aufnehmen kannst, während die C400 hier noch 60 Bilder pro Sekunde schafft.
Das ist aber auch schon die einzige Ausnahme. 4K ist ebenfalls in bis zu 120p verfügbar, und das in Bitraten von 100 bis 1.910 Mbit/s. Alle Auflösungs- udn Bitraten-Kombinationen hier Aufzuzählen würde den Rahmen sprengen udn wir verweisen daher ausnahmsweise auf den Spec-Sheet von Canon. Wer also im Detail wissen möchte, was alles möglich ist, der findet die Informationen hier: Canon EOS C80 Specsheet.
Es bleiben also kaum Wünsche offen und du hast selber sehr gut in der Hand, wie groß deine Dateien werden sollen und welche Kompromisse du dafür in der Bildqualität eingehen willst.
Die integrierte Triple Base ISO-Funktion ermöglicht es dir, in drei nativen ISO-Modi (800, 3.200 und 12.800) zu arbeiten, was dir maximale Flexibilität bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen bietet. Doch was genau bedeutet das? Normalerweise verfügen Kameras über eine native ISO-Stufe, bei der der Sensor seine beste Leistung in Bezug auf Bildqualität und Rauschverhalten erbringt. Mit der Triple Base ISO-Funktion bietet dir die C80 gleich drei native ISO-Werte – 800, 3.200 und 12.800 ISO. Das gibt dir als Anwender die Möglichkeit, je nach Lichtverhältnissen und Aufnahmesituation den optimalen ISO-Wert zu wählen und die volle Dynamik des Sensors auszuschöpfen.
Der Vorteil dieses Systems liegt in der Flexibilität: Im unteren ISO-Bereich (800) kannst du bei optimalen Lichtverhältnissen eine maximale Bildqualität und Detailgenauigkeit erzielen. Wenn die Lichtverhältnisse schwieriger werden, etwa bei Dämmerung oder in Innenräumen, kannst du auf ISO 3.200 wechseln, um weiterhin rauschfreie, scharfe Aufnahmen zu erhalten. Für extreme Low-Light-Situationen, in denen das natürliche Licht fast vollständig fehlt, bietet dir die 12.800er-Stufe die Möglichkeit, mit minimalem Bildrauschen zu arbeiten und dennoch hervorragende Ergebnisse zu erzielen.
Die Farbwiedergabe ist typisch Canon: lebendig und realitätsnah, besonders bei Hauttönen. Dies macht die C80 zur idealen Kamera für anspruchsvolle Videoproduktionen wie Spielfilme, Dokumentationen und Werbespots, bei denen die natürliche Darstellung von Farben eine zentrale Rolle spielt. Die Option, in Cinema RAW Light mit 12 Bit oder XF-AVC in 10 Bit aufzuzeichnen, bietet dir als Filmemacher die Möglichkeit, das Beste aus den aufgenommenen Daten herauszuholen und deine kreativen Visionen präzise umzusetzen. Egal, ob du schnelle Bewegungen oder komplexe Lichtsituationen meisterst, der Sensor der Canon C80 liefert dir gestochen scharfe, hochdetaillierte Ergebnisse.
Im Einsatz
Die C80 macht im Einsatz eine sehr gute Figur. Die Kamera reagiert schnell auf Eingaben und gibt dir immer ein sehr gutes Feedback über den aktuellen Stand. So wird der Akkustand nicht in Prozent angegeben, sondern in Minuten, die du noch filmen kannst.
Wir haben einen ganzen Tag mit der Kamera verbracht und in dieser Zeit einige Akkus verschlissen. Die C80 wurde in dieser Zeit teilweise merklich wärmer, allerdings kam es zu keinem Zeitpunkt zu einer Überhitzung oder auch nur zu einer Temperaturwarnung. Canon selbst gibt bei Ausreizen von Auflösung und Bildrate eine Aufnahmezeit von ca. 37 Minuten an, also bei Aufnahmen im Camera-Raw-HQ-Format mit bis zu 1.900 Mbit/s.
Filmst du lediglich in 4K mit einer geringeren Bitrate von 135 Mbit/s, gibt Canon immerhin eine Aufnahmezeit von 505 Minuten an. Auch lange Livestreams sollten damit also kein Problem sein.
Die C80 ist kompatibel mit der Camera Connect App von Canon. Solltest du also beispielsweise mehrere Setups auf einmal steuern müssen oder deine Aufnahme aus der Ferne starten wollen, ist das problemlos möglich.
Vergleich zum Vorgänger
Mit 1.300 Gramm ist die C80 nur leicht schwerer als die C70 geworden und in Sachen Abmessungen quasi nicht gewachsen. Der auf den ersten Blick sichtbarste Unterschied ist der neu hinzugekommene SDI-Out-Anschluss.
Daneben lassen sich an der linken Seite der C80 noch zwei 3-Pin-Mini-XLR-Anschlüsse, ein 3,5-mm-Mikrofonanschluss, einer für Kopfhörer, ein USB-C-Anschluss, ein Anschluss für Fernbedienung und ein HDMI-Typ-A-Output finden. Ebenfalls findest du hier die Knöpfe für die ND-Filter und sechs weitere für verschiedene Funktionen wie Weißabgleich, Peaking oder Zebra.
Hinter dem Display versteckt findest du die Kontrollmöglichkeiten für dein Audio. Weiter unten finden der Akku und ein Ethernet-Anschluss Platz. Auf der rechten Seite ist nicht so viel los. Dafür findest du hier den Dual-Kartenslot für zwei UHS-II SD-Karten. Und das Interessante ist, dass du die Karten parallel beschreiben lassen kannst. Du kannst also auf der einen RAW und auf der anderen ein anderes Format aufzeichnen. Darunter befindet sich noch ein Timecode-Anschluss.
Obendrauf hat Canon der C80 ein neues Multifunktions-Schuhterminal verpasst. Dazu gekommen ist ein extra Gewinde, mit dem du auch den überarbeiteten Top-Handle anbringen kannst. Unten kam noch ein 1/4-Zoll-Gewinde hinzu, wodurch du jetzt noch mehr Möglichkeiten für Stativplatten hast.
Zu guter Letzt wurde der Joystick überarbeitet und ist jetzt noch besser bedienbar. Das touchbare Display ist außerdem heller geworden. Und für alle C70-Besitzerinnen und -Besitzer, die einen Wechsel in Betracht ziehen: Canon hat diesmal extra darauf geachtet, dass es fest sitzt.