Canon RF 100 mm f2.8 – das erste RF-Makro der L-Serie auf dem Prüfstand
Das Canon RF 100 Millimeter mit einer Lichtstärke von 2.8 ist das erste RF-Makro in L-Qualität und Calumet wird sich dieses Ausnahmetalent einmal genauer anschauen: Wir testen den Makrobereich und die Qualitäten als Portrait-Linse.
Das Canon RF 100 Millimeter F2.8 L Macro IS USM ist derzeit das erste Autofokus-Makro-Objektiv in der Riege der spiegellosen Kleinbildkamera-Objektive mit einem 1,4-fachen Vergrößerungsmaßstab.
Schon der Abbildungsmaßstab 1:1, bei dem ein Objekt genauso groß abgebildet werden kann, wie es tatsächlich ist, begeistert uns. Doch Canon legt bei diesem Objektiv noch einmal nach: Mit einem Vergrößerungsmaßstab von 1,4 wird das Objekt zu 140 % abgebildet und somit fast um die Hälfte vergrößert. Gepaart mit der geringen Naheinstellgrenze von 26 Zentimetern, bei dem das zu fotografierende Objekt kaum noch von der Frontlinse entfernt ist, sind wir gespannt, was das RF 100 mm so drauf hat. Da das Objektiv knapp 15 Zentimeter lang ist, plus des Abstands vom Sensor in der Kamera, kannst du beim Fotografieren richtig nah rangehen.
1,4-facher Vergrößerungsfaktor – wie sieht das aus?
Als Testmotiv nehmen wir einen alten Füllfederhalter, bei dem sich ganz fein die Gravur in der Feder zeigt. Wenn man noch weiter hinein zoomt, sieht man sogar die ausgefressenen Ränder der Gravur.



Weiter haben wir einige Nüsse und Hülsenfrüchte fotografiert und dabei fällt besonders die Erdnuss auf – spröde und faserig zeigt sich die Schale, die Frucht selbst jedoch ganz glatt. Mit dem 100 Millimeter Makro-Objektiv von Canon kommen wir bei diesem Bild von Paprika, Curry und Salzkörnern so nah an die Salzkörner heran, dass wir sehen können, dass diese gar nicht kantig sind, sondern rund. Und auch die Gewürze werden von dem Objektiv so klar abgebildet, dass die feinstaubige Struktur super herauskommt.
Ein Blick auf Technik des RF 100 mm
Das Canon 100 Millimeter 2.8 L IS USM verfügt über einen optischen Bildstabilisator, der bis zu 5 Belichtungsstufen ausgleichen kann. Mit den Kamera-Modellen EOS R5 und R6 kannst du damit sogar auf einen koordinierten Bildstabilisator von bis zu 8 Stufen zurückgreifen.
Denn gerade im Nah- und Makrobereich muss man für eine ausreichende Schärfentiefe abblenden – also die Blende schließen. Das erreichst du mit einer längeren Verschlusszeit oder höherer Lichtempfindlichkeit, wobei dir ein solches Stabilisierungssystem natürlich zugutekommt. Der optische Bildstabilisator des RF-Makro-Objektivs und der sensorbasierte IS der Kamera arbeiten dann Hand in Hand, um ein optimales Bildergebnis zu erzeugen
Insider Tipp von deinem Calumet Berater: An dieser Stelle noch ein Wort zu den Kameras EOS R und RP. Diese besitzen selbst keinen IBIS und so kommen Besitzer dieser Kameras mit dem RF 100er-Makro von Canon in den Genuss von immer noch 5 Belichtungsstufen Kompensation, weil das Objektiv diese 5 Stufen ausgleichen kann.

Die Makro-Festbrennweite ist, wie von L-Objektiven gewohnt, staub- und spritzwassergeschützt und im Inneren arbeiten zwei Nano-USMs, also zwei Motoren, bei Canon Dual Nano USM genannt.
Die Schnelligkeit dieser Motoren haben wir natürlich getestet. Schau dir dazu am besten das YouTube Video zu unserem Praxis-Check an!
Das Objektiv ist 15 Zentimeter lang, hat einen Durchmesser von knapp 82 Millimetern, einen Filterdurchmesser von 67 Millimetern und wiegt etwa 730 Gramm. Im Inneren sitzen neun Blendenlamellen und diese Schließen bis auf Blende 32 – also von Blende 2.8 bis 32. Optischer Aufbau: 17 Linsen in 13 Gruppen.
Fokussier-, Steuerring und eine Besonderheit
Weiterhin gibt es natürlich einen Fokussierring und noch einen besonderen Steuerring. Alle RF-Objektive besitzen diesen Ring für zusätzliche Funktionen, wie etwa Zeit, Blende, ISO und Belichtungskorrektur. Dieser Ring kann über die Kamera individuell belegt werden. Das kannst du dir auch noch einmal genauer in dem Video der RF-Trinity, der drei Canon-Zoom-Objektive von 15 bis 200 Millimeter, anschauen.
Eine echte Besonderheit ist der Kontrollring für einen ganz speziellen Effekt: Es ist ein Drehring zum Variieren des Bokehs mit einem Weichzeichnungs-Effekt. Wir haben die Funktion einmal an dieser Blumenwiese getestet:

Zunächst ohne Veränderungen, dann mit größtmöglicher Veränderung in Richtung minus und dann noch in größtmöglicher Veränderung in Richtung plus. Du siehst, der Unschärfebereich verändert sich sehr stark.
Ein kurzer Exkurs in die Theorie
Über den Drehring wird im Inneren ein Linsenelement verschoben und führt so einen Abbildungsfehler herbei – das ist im Grunde ein Umkehreffekt. Heute sind Objektive so berechnet und gefertigt, dass möglichst kaum sphärische Aberrationen auftreten.
Sphärische Aberrationen sind im Grunde genommen Schärfefehler. Wenn die Lichtstrahlen, die in das Objektiv hineingelangen, nach dem Durchgang durch das Linsensystem nicht im gleichen Punkt zusammenlaufen, entsteht ein unscharfes Bild.
Normalerweise versucht man das zu verhindern – hier ist aber genau dies gewollt. In dem Canon RF 100 2.8 macht man sich diesen Abbildungsfehler zunutze und hat eine kontrollierte Unschärfe zum Ergebnis.
Am Ende des Tages liegt es – wie immer – am Fotografierenden: Möchtest du alles knackscharf oder möchtest du eine Unschärfe kreieren, wie man sie zum Beispiel von Vintage-Optiken kennt?
Tipp von deinem Calumet-Berater: Der stärkste Unschärfe-Effekt lässt sich übrigens im Bereich von 40 bis 100 cm erzielen!

100 mm Brennweite als Portrait-Objektiv
Diesen Effekt betrachten wir hier noch einmal im Portrait wo es noch deutlicher erkennbar wird.
Die Unterschiede machen sich in allen Ebenen bemerkbar. Die Pflanzen im Vordergrund, die Bäume in Hintergrund und das Model selbst. Durch das Hinzufügen dieser asphärischen Abbildungsfehler verändert sich dann parallel zur Weichzeichnung das Bokeh. Hier ist wie immer dein persönlicher Geschmack gefragt: Der Eine mag ein Bokeh, das butterweich ist, die Andere liebt die kreisrunden Lichtpunkte.
Ein Objektiv mit Brennweite von 100 Millimetern ist eine super Portrait-Linse und damit ist das Canon-Makro prädestiniert für Model-Shootings.
Wie du sehen konntest, steckt in diesem Objektiv echt eine Menge. Es ist ein Makro-Objektiv mit wahnsinnigem Vergrößerungsmaßstab von 1,4, eine Portrait-Linse, ein Kreativwerkzeug mit variierbaren Bokeh, beziehungsweise Weichzeichnungs-Effekt, dabei auch noch für Video geeignet und durch die zwei Nano USM-Motoren super schnell!