22.05.2025

Fujifilm X half im Praxistest

ein gelungenes Experiment mit verschenktem Potenzial.

Autor: Florian Kunde

Fujifilm x half Testbericht

Half wie halb? Halb so groß? Halb so teuer? Halb so viele Funktionen?
Der Name „Fujifilm X half“ – Offiziell: X-HF1 – bezieht sich auf klassische Halbformatkameras. Diese nutzten herkömmlichen 35mm-Film, belichteten jedoch nur halbe Bilder – meist im Hochformat. So ließ sich die Bildanzahl pro Filmrolle auf bis zu 72 Fotos verdoppeln. Die Qualität war entsprechend reduziert, aber die Idee war effizient und kreativ zugleich.

Fujifilm überträgt dieses Prinzip nun auf eine digitale Kamera – mit einem 1-Zoll-Sensor, der hochkant verbaut ist. Das Display auf der Rückseite ist ebenso vertikal ausgerichtet wie das gesamte Bedienkonzept. Auch der Sucher – rein optisch im Rangefinder-Stil – orientiert sich an klassischen Filmkameras.

Technische Daten der Fujifilm X-HF1

  • Sensor: 1-Zoll Sensor
  • Megapixel: 17,7 MP
  • Objektiv: 10.8mm f2.8
  • Zentralverschluss: 15 Min - 1/2000 Sek.
  • Blende: f2.8 - f11
  • Sucher: optischer Rangefinder Sucher
  • Display: 2,1 Mio. Bildpunkte
  • Bildstabilisator: Nein
  • Videoauflösung: Full-HD bis 48p 
  • Maße: 105,8 x 64,3 x 45,8 mm
  • Gewicht: 240 Gramm
Fujifilm X-Half X-HF1 Front
Fujifilm X-Half X-HF1 Back
Fujifilm X-Half X-HF1 seite
Fujifilm X-Half X-HF1 Top
Fujifilm X-Half X-HF1 perspektive
Fujifilm X-Half X-HF1 perspektive back

Digitaler Hochkantfilm – clever oder Quatsch?

In Zeiten unbegrenzter Speicherkarten wirkt eine Kamera, die sich gezielt auf das Hochformat beschränkt, zunächst wie ein Widerspruch. Doch gerade durch die visuelle Prägung der Smartphone-Ära ist das Format aktueller denn je. Viele Nutzer fotografieren ohnehin längst überwiegend vertikal – sei es für Stories, Reels oder Status-Updates.

Auch bei mir haben Hochformatbilder längst die Oberhand gewonnen. Beim Test der Fujifilm X half empfand ich die Ausrichtung daher keineswegs als Einschränkung – im Gegenteil: Es war angenehm, mein bevorzugtes Format direkt und ohne Umgreifen aufzunehmen. Was auf dem Papier wie ein reines Retro-Gimmick klingt, funktioniert in der Praxis überraschend gut.

Fujifilm X-Half Halbformatkamera digital

Reduktion als Konzept

Die Bedienung der X half ist bewusst minimalistisch gehalten. Neben dem Hauptbildschirm gibt es ein zweites, kleineres Display, auf dem die gewählte Filmsimulation dargestellt wird. Dieser dient zugleich zur Navigation im Menü – denn klassische Bedienelemente sind kaum vorhanden. Auf der Rückseite finden sich lediglich ein Play-Button, ein Schalter für den Foto- oder Film-Modus und ein Rad für die Belichtungskorrektur.

Ein echtes Highlight für mich ist der Filmtransport-Hebel. Drückt man ihn gegen das Gehäuse, wird das zuletzt geschossene Bild eingeblendet – und nur so lange angezeigt, wie der Hebel gedrückt bleibt. Zieht man daran, aktiviert man den sogenannten Diptychon-Modus, in dem die nächste Aufnahme mit der vorherigen kombiniert wird. Das Ergebnis: kreative Bildpaare oder sogar ein Querformat im ansonsten vertikalen Layout.


Zum YouTube Praxistest der Fujifilm X half

In unserem ausführlichen YouTube-Video werfen wir einen genaueren Blick auf die X-HF1 und zeigen euch, wie sich das ungewöhnliche Hochformat-Konzept in der Praxis schlägt. Alle Fotos und Videos im Clip stammen direkt aus der Kamera – unbearbeitet, straight out of cam. Ihr seht also genau das, was die Kamera liefert. Reinschauen lohnt sich – vielleicht überrascht euch das halbe Format mehr, als ihr denkt!


Der Filmkamera-Modus – Fotografieren wie früher

Für alle, die es noch konsequenter analog mögen, bietet Fujifilm den sogenannten Filmkamera-Modus. Dieser wird durch eine Wischgeste auf dem Hauptdisplay aktiviert und simuliert das Arbeiten mit einem klassischen Film – inklusive aller Einschränkungen und verspricht damit Nostalgie pur.

  • Der Bildschirm zeigt kein Livebild mehr, sondern eine retro-inspirierte Einstellgrafik

  • Der optische Sucher liefert keine Vorschau – wie bei echten Analogkameras

  • ISO, Filmsimulation und Weißabgleich sind für eine festgelegte Bildanzahl (36, 54 oder 72) fixiert

  • Nach jedem Foto muss der Hebel erneut gespannt werden

Ist der digitale „Film“ voll, können die Bilder über die neue X half-App „entwickelt“ werden. Auch wenn die App zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar war, wirkt das Konzept charmant und konsequent. Das Ungewisse, das Warten auf das Ergebnis – all das fühlt sich tatsächlich ein Stück weit analog an.

Bildqualität & Objektiv

Der 1-Zoll-Sensor mit 18 Megapixeln liefert ordentliche Ergebnisse – sofern man seine Ansprüche im Zaum hält. Die Kamera ist nicht für extreme Vergrößerungen gedacht, sondern für das spontane Teilen direkt vom Smartphone oder über Instax-Drucker. Besonders in dunklen Bildbereichen neigt der Sensor zum „Matschen“, und Gegenlicht kann Kontrastverlust und Flares verursachen. Doch bei gutem Licht sind Farben und Kontraste solide, insbesondere wenn man gezielt mit Blenden und Filmsimulationen arbeitet.

Das fest verbaute Objektiv mit 10.8 mm Brennweite entspricht etwa 30 mm im Kleinbildformat. Dadurch ergibt sich ein angenehm weitwinkliger Blickwinkel – vergleichbar mit der X100VI, allerdings eben im Hochformat. Selfies aus der Hand sind gut möglich, Porträts wirken modern und dynamisch. Bei offener Blende lässt sich mit dem richtigen Abstand zum Motiv sogar ein Hauch Freistellung erzielen.

HINWEIS: Alle Testaufnahmen, die hier gezeigt werden, wurden nicht bearbeitet und kommen genau so aus der Kamera.

Fujifilm X-Half Testfoto Rickmer Rickmers
Fujifilm X-Half Testfoto Classic Neg
Fujifilm X-Half Testfoto Stadt
Fujifilm x half Testfoto Nahaufnahme
Naheinstellgrenze an X-HF1
Acros Filmsimulation X-HF1

Filmsimulationen & kreative Spielereien

Fujifilm wäre nicht Fujifilm, wenn es nicht auch bei der X half eine ordentliche Auswahl an Filmsimulationen gäbe. Insgesamt stehen 13 Modi zur Verfügung, darunter bekannte Klassiker wie Astia und Velvia mit ihren eher freundlichen, farbenfrohen Tönen. Wer es etwas zurückhaltender mag, greift zu Classic Chrome, das mit seinem entsättigten, kontrastreichen Look überzeugt – oder zu Klassisch Schwarz, das für eine nostalgisch-dramatische Wirkung sorgt. Auch Acros ist dabei, in mehreren Varianten, für fein abgestufte Schwarzweiß-Bilder.

Die Auswahl ist nicht ganz so umfangreich wie bei den Topmodellen der X-Serie, aber vielseitig genug, um sich kreativ auszutoben – ob nun stimmungsvoll, dokumentarisch oder verspielt. Ergänzt wird das Ganze durch 19 Effektfilter, die zum Teil noch aus älteren Fujifilm-Digicams bekannt sind. Mit Miniatureffekt, Fischauge, Spiegelungen, Vignettierungen oder partieller Farbe lassen sich auf Wunsch bewusst verspielte Looks erzeugen. Nicht alles davon wird man täglich nutzen, aber gerade im Zusammenspiel mit dem Diptychon-Modus kann das durchaus zu spannenden Bildideen führen.

Akkulaufzeit & Handling

Ein angenehmer Pluspunkt ist die Akkulaufzeit. Fujifilm hat den bewährten NP-W126S Akku integriert, der auch in größeren Modellen wie der X100VI oder X-T50 zum Einsatz kommt. Da die Kamera weder einen digitalen Sucher noch besonders rechenintensive Bildprozessoren nutzt, hält der Akku problemlos über 1.000 Aufnahmen durch.

Kleine Randnotiz: Im normalen Modus zeigt die Kamera den Ladezustand mit 3 Balken, im Filmkamera-Modus sogar mit 4 Balken – kurios, aber charmant.

Die Touch-Bedienung ist grundsätzlich intuitiv, zeigt aber gelegentlich Schwächen. Menüs reagieren manchmal träge oder ignorieren Eingaben, was in hektischen Momenten frustrierend sein kann.

Fujifilm X-Half X-HF1 Fazit Testbericht

Unser Fazit zur Fujifilm X half

Auf den ersten Blick wirkt die Fujifilm X half wie ein Gimmick – ein Spielzeug für Retro-Fans. Doch je länger man sie nutzt, desto mehr entwickelt sie ihren eigenen Reiz.
Der Diptychon-Modus motiviert, passende Bildpaare zu finden. Der Filmkamera-Modus bringt echten Spaß – vor allem im kreativen Wettbewerb mit Freunden.

Wahr ist: Die Specs sind eher schwach, der Preis dafür ist eher hoch. Dazu noch das fehlende RAW-Format, was ein echtes Manko für viele Fotografen und Fotografinnen ist, die gerne auf Nachbearbeitung setzen. Doch das alles tritt in den Hintergrund, wenn man sich auf das Konzept einlässt. Die X half ist keine Kamera für Pixel-Peeper, sondern ein Werkzeug für kreative Experimente und fotografische Spielfreude. Perfekt auch, um jungen Digital Natives den Nervenkitzel aus Analogen Zeiten näher zu bringen.

Florian

Autor: Florian Kunde
Seit August 2024 ist Florian fester Bestandteil des Redaktionsteams von Calumet Photo Video.
Er fotografiert seit mehr als 15 Jahren und hat eine umfassende Expertise in der Landschafts-, Natur- und Astrofotografie. Als Autor ist Florian spezialisiert auf detaillierte Produktvorstellungen, tiefgehende Testberichte und umfassende Ratgeber rund um die Fotografie.

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