Hochzeiten fotografieren Tipps
#Createyourlight... mit der Hochzeitsfotografin Tali Pelosi (Tali Photography) und dem Hochzeitsvideografen François Lamoureux. Bei uns erfahrt ihr, wie die beiden an Hochzeitsreportagen herangehen und wie es ihnen gelingt, emotionale Bilder und Videos mit der Nikon Z 7II und der Nikon Z 6II einzufangen. Die beiden Experten geben euch Tipps, wie ihr optimal mit der Location, dem Licht und dem glücklichen Brautpaar arbeitet, um die Geschichte dieses großen Tages in unvergesslichen Bildern festzuhalten.
Vorbereiten und vorausplanen der Hochzeit
Hochzeiten sind schnelllebig und herausfordernd – die Fähigkeit, vorauszusehen, was ein Paar als Nächstes tun könnte, ist für einen flüssigen Tagesablauf sehr wichtig. Dadurch, dass der Hochzeitsfotograf mitdenkt, kann sich das Brautpaar in Ruhe auf die Feierlichkeiten konzentrieren und die Zeit mit den Gästen genießen.
Alles, was ihr vorab über ein Paar, den Aufnahmeort und die Planung in Erfahrung bringen könnt, wird euch die Arbeit erleichtern. Ich betreibe Tali Photography zusammen mit meiner Schwester (und fotografiere Hochzeiten in der Regel mit einem zweiten Fotografen). Wir schicken den Paaren einen Fragebogen, in dem wir viele für uns wichtige Fragen stellen, wie zum Beispiel, wo sich das Brautpaar vorbereitet, welche Gruppenaufnahmen sie machen möchten und vieles mehr.
Wir verabreden uns auch zu gemeinsamen Videochats, damit uns das Paar vorab kennenlernen kann. Wenn wir die Möglichkeit haben, besuchen wir einen Tag vor der Hochzeit die Location, damit wir für den großen Tag nach geeigneten Orten suchen können, an denen uns das Licht gefällt. Manchmal werden wir für zwei bis drei Stunden für das Test-Essen vor der Hochzeit gebucht. Da haben wir dann Gelegenheit, das Paar zum ersten Mal persönlich zu treffen. Ich beobachte die Braut und den Bräutigam dann immer sehr genau.
Es kann wirklich helfen, die Menschen zu beobachten, um ein Gefühl für sie zu bekommen. Achtet besonders darauf, wie sie miteinander reden und wie sie sich bewegen. Das kann euch helfen, sich auf den Tag und besonders auf die Paaraufnahmen vorzubereiten.
Stelle dich auf das Brautpaar ein
Wir machen die Paaraufnahmen immer erst spät am Tag – wegen des Lichts und weil wir Braut und Bräutigam bis dahin besser kennen. Wenn ihr das Paar den ganzen Tag durch eure Kamera gesehen habt, dann werdet ihr am Abend wissen, ob die beiden eher schüchtern sind oder nicht. So könnt ihr euch ideal auf das Paar einstellen und werdet mit den Beiden gemeinsam wunderschöne Bilder aufnehmen.
Auch wenn wir am liebsten natürliche Momente einfangen möchten, ist es manchmal nötig, dem Paar eine Richtung vorzugeben. Brautpaare sind keine Models. Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich alle wohlfühlen und gemeinsam herausfinden, welche Aufnahmeideen für das Paar gut funktionieren. Der Fotograf muss sich dabei auf das Paar einstellen und nicht umgekehrt. Gebt Braut und Bräutigam Zeit, sich zu entspannen und baut Vertrauen auf. Wenn das Paar vielleicht ein wenig schüchtern ist, hilft es, wenn ihr als Fotograf ebenfalls eher ruhig agiert. Versucht nicht zu sehr, ein schüchternes Paar dazu zu bringen, ausgefallener zu posieren: Schlagt ihnen vielleicht vor, dass sie ein wenig gehen oder tanzen können. Wenn ein Paar von sich aus etwas lockerer und ausdrucksstärker ist, können sie mit euren Vorschlägen freier sein.
Sei mutig während der Hochzeit
Unser Stil konzentriert sich auf das, was wir lieben, und folgt nicht den Trends der Hochzeitsfotografie. Es ist wichtig, mutig zu sein. Zeigt und veröffentlicht nur Bilder in eurem eigenen Stil. Für genau diesen Stil wird man euch später buchen. Wir fotografieren die Paare gerne bei Sonnenuntergang. Ich liebe das Licht, die Farben und die Schattierungen. Wenn sich ein Paar Aufnahmen im hellen Nachmittagslicht wünscht, wird es uns nicht buchen, weil es nicht das ist, was wir anbieten und zeigen.
Wie filmt man eine Hochzeit?
Manche Leute denken, dass es langweilig sei, eine Hochzeit zu filmen, da es sich stets um ein verliebtes Paar dreht, das den Bund der Ehe eingeht. Ich sehe das nicht so. Es sind jedes Mal andere Menschen und damit ist auch die Geschichte immer eine andere. Ich finde es sogar sehr spannend, herauszufinden, wer diese Menschen sind: Was ist ihre Geschichte und wie kann ich diese Geschichte in meinen Filmen widerspiegeln?
Höre auf die Wünsche des Brautpaars
Damit der Film für das Paar zu einer einzigartigen Erinnerung wird, ist es immer eine gute Idee, vor der Hochzeit mit den beiden zu sprechen. Ich frage gerne nach, wie sie sich kennengelernt haben. Aber auch Fragen nach ihrem Film- und Musikgeschmack sind für mich eine gute Inspiration. Wenn man eine Vorstellung davon hat, welche Filme sie mögen, kann das für den nachträglichen Schnitt hilfreich sein. Dass ich nach ihrer Lieblingsmusik frage, hat damit zu tun, dass ich den Soundtrack für den Hochzeitsfilm selbst auswähle. Erst wird gedreht und dann suche ich im Nachhinein nach der passenden Musik. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was die beiden mögen, achte ich genau auf die Musik, die während des Hochzeitstages gespielt wird.
Komme ein wenig zu früh zu der Hochzeit
Am Hochzeitstag bin ich gerne früh da und unterhalte mich mit dem Brautpaar, bevor der Tag beginnt. Die meisten Paare sind anfangs schüchtern. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, mit den beiden zu sprechen, kann das wirklich helfen, damit sich die beiden vor der Kamera entspannen. Wenn man sich gleich zu Beginn ein paar Witze erzählt und etwas Spaß zusammen hat, ist das ein guter Start, damit sich das Paar an die Kamera und mich gewöhnt. So fällt es dem Paar später leichter, mich ein Stück weit auszublenden. Das kann für mich der Schlüssel sein, um echte Emotionen einzufangen.
Kleine Kameraausrüstung für die Hochzeitsfotografie
Normalerweise arbeite ich nur mit meiner Kamera und vielleicht einem zusätzlichen Monitor, damit ich die Schärfe und die Belichtung überprüfen kann. So kann ich mich selbst auf engem Raum recht frei bewegen. Meist versuche ich, auf einen Gimbal zur Stabilisierung zu verzichten, da ich dann nicht mehr so schnell reagieren kann. Davon abgesehen wird die Ausrüstung dadurch schwerer und ein Gimbal könnte auf das Paar zusätzlich einschüchternd wirken. Früher habe ich jede Menge Equipment in den Kofferraum meines Wagens gepackt und die Sachen am Ende gar nicht benutzt, weil sie entweder zu schwer waren oder der Aufbau zu lange gedauert hätte.
Inzwischen weiß ich, wie wichtig es ist, die Ausrüstung so leicht wie möglich zu halten. In meinem Koffer befinden sich zwei Kameras, zwei Objektive, meine Filter und mein Kamera Cage samt Monitor. Ich bringe auch zwei Audio-Aufnahmegeräte mit, um die Umgebungsgeräusche und die Reden der Gäste und des Paares einzufangen. Dazu kommen Ersatz-Speicherkarten und viele Akkus. Ich nehme von beidem zwar immer mehr mit, als ich eigentlich brauche, aber so kann ich entspannter arbeiten, wenn ich weiß, dass ich auf der sicheren Seite bin.
Die beste Brennweite für Hochzeitsfotografie
Meine erste Wahl ist immer die 35 mm-Festbrennweite. Normalerweise packe ich für alle Fälle auch ein 85 mm mit ein. In der Regel reicht das 35 mm aber völlig aus. Wenn ihr während der Hochzeit das Objektiv wechselt, kann es passieren, dass ihr genau in dem Augenblick eine wichtige Aufnahme verpasst. Mit nur einem Objektiv könnt ihr insgesamt schneller reagieren. Ich bevorzuge Festbrennweiten, weil die Bildqualität besser ist und ich mit größeren Blendenöffnungen arbeiten kann. Dadurch, dass ich die Blende bis auf f/1,8 öffnen kann, fällt es mir leichter, im Gegenlicht oder bei schwachem Licht in Innenräumen und während der Dämmerung zu filmen. Wenn ihr euch nicht sicher seid, welche Festbrennweite zu euch und eurem Aufnahmestil passt, ist es sinnvoll, erst einmal mit einem 24-70-mm-Standardzoom zu arbeiten. Im Nachhinein könnt ihr dann nachsehen, welche Brennweiten ihr am häufigsten verwendet habt. Das kann euch helfen, die für euch perfekte Brennweite für eine Festbrennweite zu finden.
Arbeite mit einem großen Autofokus-Bereich
Ich versuche, möglichst wenige Kamera-Einstellungen zu verwenden, um mich nicht vom Geschehen und den Emotionen ablenken zu lassen. Für Szenen, in denen ich etwas mehr Zeit habe, zum Beispiel wenn ich die Ringe filme, nutze ich gerne den manuellen Fokus. In der restlichen Zeit muss es aber meist sehr schnell gehen. Ich mag es, dynamisch zu fotografieren und spontan auf die Menschen um mich herum zu reagieren. Ich liebe es, dass man mit der Nikon Z 6II auch bei Videoaufnahmen den Eye-AF verwenden kann. Eine großartige neue Funktion! Mit dem großen AF-Feld des Wide-AF-Modus der Nikon Z und dem Eye-AF kann ich beruhigt den ganzen Tag durchfilmen, weil ich weiß, dass alles scharf abgebildet sein wird.
Speicher eure bevorzugten Einstellungen
Ihr könnt eure wichtigsten Einstellungen als benutzerdefinierte Einstellungen in der Kamera speichern, um bei Bedarf schnell zwischen ihnen wechseln zu können. Ich arbeite zum Beispiel mit einem benutzerdefinierten, flachen Farbprofil für Aufnahmen in 4K-Auflösung mit 25 fps für allgemeine Situationen und mit einem zweiten, flachen Farbprofil für Zeitlupensequenzen mit 100 fps. Früher habe ich grundsätzlich mit sehr flachen Farbprofilen gedreht. Mit der Nikon Z 6II sind die Farben aber inzwischen so exakt, dass ich meine Arbeitsweise darauf angepasst habe. Die Farben und die Hauttöne sind so gut, dass ich die Sättigung und den Kontrast in den benutzerdefinierten Profileinstellungen nur geringfügig verändert habe. So bin ich in der Nachbearbeitung insgesamt schneller.