11.09.2024

Interview mit Thomas Böcker

Im Gespräch mit dem Head of Photography des DFB

Thomas Böcker DFB Interview

Thomas beim Fotoshooting mit Manuel Neuer in Hamburg, 2019 - Credit: Philipp Reinhard/DFB

Wir kommen gerne mit unseren Kunden direkt ins Gespräch. Viele kennen wir schon über Jahre und sie vertrauen auf unsere Expertise und unseren Service.  

Einer dieser Kunden ist Thomas Böcker, seines Zeichens leitender Fotograf beim Deutschen Fußball-Bund in Frankfurt am Main verantwortlich für alle fotografischen und fotoredaktionellen Themen und Inhalte. Thomas war nach einem Kommunikationsdesign-Studium mehrere Jahre als freiberuflicher Fotograf für internationale Kunden tätig, bevor er nach einigen Jahren als Fotograf und Fotoredakteur bei einer großen Tageszeitung im Mai 2019 zum DFB kam. Wir haben uns mit Ihm zum Interview getroffen, um mehr über diesen spannenden Werdegang zu erfahren und ein bisschen über die bevorzugte Kamera-Technik des DFB-Fotografen zu sprechen.  

Vorweg: Thomas Böcker hat uns vor dem Interview das “Du” angeboten, was wir sehr gerne angenommen haben. 

 

Hallo Thomas, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, mit uns über deinen Beruf zu reden: Fotograf beim DFB. Wie wird man das eigentlich? War das lange geplant oder eher ein glücklicher Zufall?  

Die Position als Fotograf beim DFB war tatsächlich eher ein glücklicher Zufall und keineswegs ein lang geplantes Karriereziel. Ich hatte die Stellenausschreibung gesehen und war sofort interessiert – ich bin selbst ein großer Fußballfan und habe zu dieser Zeit im fotojournalistischen Bereich in einer Sportredaktion gearbeitet. Die Stelle war im Karriereportal des DFB ausgeschrieben, und ich habe mich regulär darauf beworben. Ganz ehrlich, ich habe mir damals keine großen Erfolgschancen ausgerechnet, da ich davon ausging, dass es viele hochdekorierte und erfahrenere Fotograf*innen geben würde, die sich ebenfalls auf diese prominente Stelle bewerben. Doch ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen, und glücklicherweise wurde ich letztendlich ausgewählt. Wesentlich war dabei sicher meine Erfahrung mit (foto-)redaktioneller Arbeit und Struktur, die ich bei meiner mehrjährigen Anstellung als Fotoredakteur bei großen Tageszeitung gesammelt hatte.

Nationalspielerin Linda Dallmann beim Auswärtspiel in den USA, 2022

Florian Wirtz beim Halbfinalsieg im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf, 2024

Was hast du mitgebracht, das bei der Stelle von Vorteil war? 

Mitgebracht habe ich eine Kombination aus mehrjähriger praktischer Erfahrung als freiberuflicher Fotograf und (foto-)redaktionellem Know-how. Vor meiner Zeit beim DFB hatte ich als Fotoredakteur gelernt, wie wichtig es ist, nicht nur gutes Bildmaterial zu haben, sondern auch über eine funktionierende Infrastruktur zu verfügen, die den gesamten Workflow von der Produktion über die Post-Produktion, Metadatenbeschriftung, Archivierung bis hin zur Distribution der Fotos effizient und professionell trägt. Diese Fähigkeiten haben mir definitiv dabei geholfen, mich für diese Position zu qualifizieren und letztendlich habe ich mich nach über fünf Jahren auch etabliert, denke ich. Beim DFB existierte vor meiner Einstellung keine fotoredaktionelle Infrastruktur, daher bestand eine meiner ersten Aufgaben darin, eine solche aufzubauen. Das begann mit der Anschaffung von Foto- und Licht-Equipment, der Implementierung einer DAM-Software zur Archivierung des Bildmaterials, über den Aufbau und die Pflege von Kontakten zu Bildagenturen und anderen Dienstleistern, dem Einrichten eines Fotostudios im DFB-Campus bis hin zur Sensibilisierung der Kolleg*innen im Verband, für die das Arbeiten mit einer DFB-internen Fotoredaktion neu war. 

Kannst du uns etwas mehr über deine Arbeit beim DFB erzählen? Ist deine Aufgabe eher administrativ oder stehst du auch hinter der Kamera?  

Meine Arbeit beim DFB ist sehr vielseitig und umfasst sowohl die aktive fotografische Arbeit hinter der Kamera als auch viele unterschiedliche administrative Aufgaben. Die DFB-Fotoredaktion ist Teil der Presseabteilung, der „Direktion Kommunikation, Nachhaltigkeit & Fans“, und ich bin dort für alle fotografischen Themen des Verbandes zuständig. Meine Kernaufgaben: Ich plane Fotoshootings und setze sie um, koordiniere Fototermine, die wir an unsere Agentur Getty Images oder unsere freiberuflichen Teamfotograf*innen bei den Nationalmannschaften beauftragen, ich bin Ansprechpartner für alle fotografischen Themen und Fragen – ich bin also verantwortlich für die fotoredaktionelle Infrastruktur im DFB. Was die aktive Fotografie betrifft, gehört zu meinen wichtigsten Aufgaben beispielsweise die Produktion der sogenannten Lizenzfotos unserer A-Nationalmannschaften (Frauen und Männer) – also die Fotos, die jeweils von allen DFB-Nationalspieler*innen gemacht werden, sobald wir von unserem Ausrüster neue Trikots bekommen. Diese offiziellen Bilder werden dann u. a. an die Medien, die DFB-Partner und Sponsoren, die UEFA und FIFA usw. ausgeliefert. Und natürlich verwenden wir diese Fotos auch auf sämtlichen DFB-Kanälen und -Plattformen. Außerdem bin ich als Teamfotograf festes Mitglied des Funktionsteams der U21 Männer-Nationalmannschaft, die ich bei allen Heim- und Auswärtsspielen begleite. Diese Funktion hatte ich zuvor auch für einige Zeit bei der Frauen-Nationalmannschaft inne. Natürlich bin ich bei vielen weiteren Gelegenheiten mit der Kamera im Einsatz – im DFB gibt es so viele unterschiedliche Themen, die fotografisch abgebildet werden: DFB-Pokal, Schiedsrichter*innen, Workshops und Veranstaltungen, Media Days, usw... Die Kombination aus praktischer Fotografie und strategischer Arbeit macht meinen Job extrem abwechslungsreich und spannend.  

 

Was gefällt dir an der Arbeit mit und für den DFB am besten?  

Am schönsten ist, dass ich die Möglichkeit habe, meine Leidenschaft für Fotografie mit meiner Liebe zum Fußball zu verbinden. Es ist spannend, direkt am Geschehen beteiligt zu sein, sei es beim aktiven Fotografieren, aber auch in den vielen Meetings und Konferenzen, die oftmals großen Produktionen oder Events vorgeschaltet sind. Meine Arbeit für den DFB bietet mir zudem die Möglichkeit, strategisch und gestalterisch Einfluss auf die Bildsprache und die visuelle Kommunikation einer so großen Organisation zu nehmen. Ich schätze es sehr, dass ich in meinem Job nicht nur kreativ arbeiten kann, sondern auch strategisch und organisatorisch gefordert bin. Aber es ist auch klar, dass ich als Kreativer, als Fotograf mit Leib und Seele, die Arbeit hinter der Kamera am meisten schätze. Es ist die Kombination aus beidem – der kreativen und der administrativen Arbeit – die den Job für mich einzigartig macht. 

Rekord-Bundestrainer Jogi Löw, 2023

DFB-Sportdirektor Rudi Völler, 2023

Dieses Jahr war die EM in Deutschland. Wie viele der Spiele hast du selbst mit der Kamera begleitet?  

Bei der EURO 2024 habe ich tatsächlich kein einziges Spiel selbst fotografiert – und das ist sicher überraschend! Die Männer-Nationalmannschaft wird von einem ausgezeichneten Teamfotografen begleitet, den wir nur für diese Aufgabe buchen – Philipp Reinhard. Er gehört seit vielen Jahren fest zum Funktionsteam, kennt die Spieler sehr gut und liefert top Ergebnisse. Daher habe ich während der EM meine Rolle eher aus der Ferne wahrgenommen und konnte das Turnier ausnahmsweise als Fan genießen, was eine tolle Erfahrung war. Ich bin natürlich bei einigen Spielen im Stadion gewesen – im Trikot und auf der Tribüne. Allerdings war ich im Vorfeld des Turniers an einer Vielzahl fotografischer Produktionen aktiv beteiligt, deren Ergebnisse im Verlauf der Europameisterschaft u. a. auf den DFB-Plattformen ausgespielt worden sind.  

Auf welche Technik bzw. welchen Hersteller setzt ihr bei eurem Equipment?  

Beim DFB arbeiten wir ausschließlich mit Canon-Kameras und -Objektiven. Als wir noch mit Spiegelreflexkameras von Canon fotografiert haben (EOS 1DX Mark III), kamen ergänzend spiegellose Fujifilm-X-Systeme zum Einsatz (XT-3 und XT-4). Mit dem Umstieg auf spiegellose Kameras von Canon haben wir die Fujifilm-Kameras jedoch nach und nach ersetzt. Aktuell haben wir mehrere EOS R3-Bodies im Einsatz und diverse Canon-Objektive mit R-Bajonett, wobei das 28-70mm f/2.0 und das 100-300mm f/2.8 zu meinen Favoriten gehören. Diese Objektive bieten die nötige Flexibilität und Qualität, um sowohl auf dem Spielfeld als auch abseits davon die besten fotografischen Ergebnisse zu erzielen.  

„Die Kamera ist lediglich mein Werkzeug, es muss zuverlässig funktionieren, das Auge sieht das Bild“

Was bietet Canon, was ihr bei den anderen Herstellern vermisst? Oder: Was macht Canon im Bereich Sportfotografie so einzigartig?  

Meine Entscheidung, auf Canon zu setzen, war ursprünglich eher praktisch als strategisch. Während meines Design-Studiums an der HSD in Düsseldorf hatten wir fast ausschließlich Canon-Equipment in der Geräteausleihe für Studierende. Aus diesem Grund habe ich mir damals meinen ersten eigenen DSLR-Body von Canon gekauft – eine EOS 350D, die recht bald von einer EOS 5D Mark II abgelöst wurde – um diese Leih-Objektive nutzen zu können. Seitdem bin ich bei Canon geblieben, was ich nie bereut habe. Canon bietet für mich die richtige Balance aus Verlässlichkeit, Qualität, Speed und guter Bedienbarkeit. Außerdem mag ich ich den Look der Fotos. Ich bin aber überhaupt kein Technik-Nerd, sondern ein intuitiver Fotograf, ich konzentriere mich auf das Wesentliche – das Foto. Die Kamera ist lediglich mein Werkzeug, es muss zuverlässig funktionieren, das Auge sieht das Bild. Es gibt sicher auch andere gute Hersteller, vermutlich erzielen die in Tests genau so gute Ergebnisse. Für mich zählt, dass ich mit Canon-Geräten die Ergebnisse bekomme, die ich mir vorstelle. Und das war immer der Fall. 

Thomas beim Fotoshooting mit Nationalspielerin Laura Freigang, 2023 - Credit: Yuliia Perekopaiko/DFB

Nationalspielerin Laura Freigang, 2023

In der Presse waren viele enttäuscht von der Vorstellung der EOS R1. Wie kam das neue Flaggschiff bei dir an?  

Die Canon EOS R1 hatten wir bisher noch nicht im Einsatz, aber wir haben sie bereits vorbestellt und ich bin sehr gespannt darauf, sie auszuprobieren. Insbesondere der Autofokus interessiert mich, da ich bereits ein großer Fan des Autofokus-Systems der EOS R3 bin. Wenn Canon das noch weiter verbessert hat, wäre es ein großer Vorteil für uns, insbesondere bei solch schnellen Sportarten wie Fußball, wo es auf Präzision und Geschwindigkeit ankommt. Die Möglichkeit, während der Videoaufnahme vollwertige Fotos zu machen, finde ich ebenfalls sehr spannend, da dies für unsere Arbeit im Bereich Bewegtbild und Fotografie eine enorme Erleichterung darstellen würde. Von der Kritik an der EOS R1 habe ich auch gelesen, besonders was die Erwartungen an die Auflösung und andere technische Spezifikationen angeht. Ich bin jedoch der Meinung, dass man die Qualität einer Kamera erst dann wirklich beurteilen kann, wenn man sie selbst in der Hand gehalten und im Einsatz getestet hat. Daher bin ich sehr gespannt auf die EOS R1. 

Wenn du nicht für den DFB fotografierst, was lichtest du dann am liebsten ab?  

Im Vergleich zu früher komme ich tatsächlich viel zu wenig zum Fotografieren in meiner Freizeit, das bedaure ich manchmal. Meine freie fotografische Arbeit ist eher künstlerisch mit dokumentarischen Elementen, was im starken Kontrast zu meiner sehr angewandten Arbeit beim DFB steht. Ich arbeite beispielsweise seit vielen Jahren kontinuierlich an einer Serie namens "Summer Images/Monuments", die zumeist menschenleere, aber vom Menschen beeinflusste Orte zeigt. Diese Bilder sind atmosphärisch und funktionieren auf einer emotionalen und von sozialen Erfahrungen geprägten Betrachtung. Ich dokumentiere und inszeniere fotografisch die Spuren, die menschliche Aktivität in der Umwelt hinterlässt – das wirkt oftmals skurril, manchmal fast unheimlich. Diese Arbeit ist für mich kreativer Ausgleich zur angewandten Fotografie und ermöglicht mir, mich auf eine völlig andere Weise mit Fotografie auseinanderzusetzen. Es ist eine sehr persönliche Arbeit, die nichts mit meiner beruflichen Tätigkeit zu tun hat und mir sehr am Herzen liegt.  

Zwei Arbeiten aus Thomas' Serie "Summer Images/Monuments"

Bist du privat auch mit einer Canon unterwegs oder bevorzugst du da eine andere Marke?  

Für meine freie Arbeit kommt ebenfalls häufig Canon-Equipment zum Einsatz. Aber ich habe auch eine Fujilm XT-2, die zugegeben schon etwas in die Jahre gekommen ist, mir aber auf vielen Reisen ein treuer Begleiter war. Kombiniert mit dem Fujinon 35mm f1.4 Objektiv, das ich meistens benutze, macht sie immer noch tolle Fotos. Als Fujifilm vor über zehn Jahren seine ersten Systemkameras der X-Reihe auf den Markt gebracht hat, habe ich für sie einige Zeit als Workshop-Dozent gearbeitet – die Kameras gefallen mir nach wie vor sehr gut. 

 

Zu Guter letzt natürlich noch die Frage: Was gefällt dir am besten an der Zusammenarbeit mit Calumet?  

Schon während meines Studiums war ich Kunde bei Calumet – den geduldigen Kolleg*innen in Düsseldorf und in meiner Heimatstadt Essen habe ich durch meine Fragerei sicher einige schlaflose Nächte bereitet… An der Zusammenarbeit mit Calumet schätze ich die fachkundige Beratung und die persönliche Betreuung. Ich kann mich immer auf den Rat der kompetenten Kolleg*innen hier in der Filiale in Frankfurt am Main verlassen und darauf vertrauen, dass sie genau wissen, was ich als Fotograf des DFB benötige – egal ob im Rent oder wenn es um Kauf-Equipment geht. Nun arbeiten wir ja schon langjährig miteinander und es gibt ein großes gegenseitiges Vertrauen – das ist schön und ich hoffe sehr, dass das auch in Zukunft so bleibt. 

 

Links:

Website von Thomas Böcker: thomas-boecker.de
Instagram Kanal: @tbpandp @thomasboecker
Website DFB: www.dfb.de

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