26.01.2022

Interview mit Heiko Römisch

National Geographic-Fotografe 2016 Heiko Römisch im Gespräch

Heiko Römisch lebt für die Fotografie und definiert sie für sich auf immer wieder neue Weise. Seine Werke und Arbeiten brachten ihm viele Auszeichnungen ein. Darunter der „Fotograf des Jahres 2016“ und der photographische Ehrentitel „GPSA“, der bisher nur einmal im deutschen Sprachraum vergeben wurde.

Wie kamen Sie zur Fotografie und welche war Ihre erste Kamera?

Mit etwa 10 Jahren habe ich mit der AGFA Box meines Vaters die blühende Passionsblume fotografiert, weil ich diese Blüten so toll fand. Mein Vater fand das nicht so toll, da ich den Film ohne sein Wissen seiner Meinung einfach „verknipst“ hatte. Es ist zwar schon fast abgedroschen, aber ich denke, dass es meine Initialzündung für das Interesse zur Fotografie war. Viel später – nach meinem Studium – war dann meine erste eigene Kamera eine Nikon Nikkormat. Ich habe dann viele Jahre hauptsächlich Urlaubfotografie „betrieben“, aber immer mit dem Wunsch, sehenswerte Bilder zu machen. Ich habe mich autodidaktisch „weiterentwickelt“ und meine Fotoausrüstung sukzessiv ergänzt und mit den jeweils am Markt vorhandenen Kameramodellen erneuert.

Sie fotografieren seit über 20 Jahren als Mitglied im DVF. Da hat sich bestimmt eine Vorliebe für ein besonderes Genre gebildet. Welches wäre das?

So ganz lässt sich das nicht an einem Genre festmachen. Ich bin viel in der Natur unterwegs und suche mir gern Naturmotive, sowohl in der Landschaft als auch in der Fauna und Flora. Aber auch die Architektur interessiert mich sehr. Gerne arbeite ich auch Composings aus mehreren Bildern aus. Auch Menschen interessieren mich sehr, aber die neue Datenschutzverordnung lässt da meines Erachtens nicht mehr viel zu.

 

Die Konzeptfotografie gehört ja auch zu Ihren Vorlieben!

Das hat sich in den letzten Jahren entwickelt. Ich habe seit zirka 15 Jahren an vielen nationalen und internationalen Fotowettbewerben mit FIAP- oder PSA-Patronat (den beiden größten überregionalen Wettbewerbsorganisationen) teilgenommen und war über diese Jahre sehr erfolgreich mit vielen hundert Medaillen und noch mehr Urkunden. Dabei haben mich in dieser Zeit die ausgezeichneten Ergebnisse anderer erfolgreicher Fotografen bei diesen Wettbewerben außerordentlich inspiriert. Inzwischen ist das „Angebot“ dieser internationalen Wettbewerbe aber so umfangreich geworden, dass ich nur noch gelegentlich an diesen klassischen Wettbewerben teilnehme. Vermehrt nehme ich seit einiger Zeit an Wettbewerben teil, bei denen ein freies oder thematisches Portfolio einzureichen ist. So habe ich eine Möglichkeit gefunden, ein Konzept und eine kreative Idee für die Aufgabenstellung zu entwickeln, und dies in meiner Fotografie umzusetzen.

Die Vielseitigkeit Ihrer Motive und die vielen Auszeichnungen konnte ich mir im Vorfeld schon eindrucksvoll auf Ihrer Homepage anschauen. Da habe ich mich gefragt, was treibt Sie eigentlich an, ein Foto zu erstellen?

Um es ganz einfach zu sagen: Ich möchte Fotos machen, die etwas Besonderes zeigen, eine Geschichte erzählen, eine Landschaft oder eine Blüte in besonderem Licht, eine außergewöhnliche Gestaltung oder Kohärenz, die einfach anders sind, als die, die ich bereits kenne. Auch die Kreativität, ein Foto – wie gesagt – „anders“ zu erstellen, treibt mich an. Hinzufügen möchte ich in diesem Zusammenhang aber auch das Erleben bei meiner Fotografie. Diese Augenblicke des Erlebens sind mit dem entstandenen Foto unvergesslich verbunden und stellen für mich eine enorme Bereicherung der Fotografie dar.

 

Und wie gehen Sie dabei vor oder wie bereiten Sie sich vor?

Es kommt natürlich darauf an, was ich fotografieren möchte. Aber ich habe immer eine Vorstellung, was ich erreichen möchte, obwohl das natürlich nicht immer gelingt. Suche ich eine bestimmte Lichtstimmung für ein Motiv am Meer, am See, in den Bergen oder sonst wo, bin ich vor Sonnenaufgang vor Ort und habe mein Equipment aufnahmebereit fertig. Natürlich recherchiere ich vorher das Motiv und meinen Standort, das Wetter, die mögliche Gestaltung, Sonnenstand und Lichtstimmung. Auch bei Fotografien in meinem „Kellerstudio“ bereite ich mich akribisch vor. Habe Ideen, Vorstellungen, Gestaltungen …., verwerfe sie und plane neu bis ich zu dem Ergebnis komme, welches ich mir vorstelle. Ich nehme meine Kamera täglich in die Hand, auch wenn ich nicht fotografiere. Schaue mir die Menüpunkte an, die ich vor Ort vielleicht ganz schnell ändern muss, um sie situationsbedingt „blind“ bedienen zu können, damit ich keine Zeit verliere mit dem Suchen von Einstellungsänderungen.

„Ein gutes Bild in der Fotografie muss mich direkt ansprechen, überraschen und sofort faszinieren. Ein gutes Bild inspiriert mich zu Neuem!“

Sie haben viele Preise gewonnen – welches sind dabei Ihre drei wichtigsten Auszeichnungen gewesen?

Nun, als erstes steht da natürlich der „Fotograf des Jahres 2016 “ bei National Geographic zu dem Thema „Deutschland draußen“. Auch der erste Platz im 1. DVF-Portfolio Print-Wettbewerb, der 2016 als besondere Herausforderung vom DVF ins Leben gerufen wurde. Hier musste ein Portfolio von bis zu 10 Werken als hochwertiger FineArt-Print eingereicht werden. Mein Portfolio in 8 Werken zeigt „Das Leben der Kraniche“ in einem künstlerischen Kontext. Als weitere besondere Auszeichnung wurde mir im Januar 2017 der fotografische Ehrentitel „GPSA“ (Gold-PSA) von der Photographic Society of America für ein Portfolio aus 20 frei wählbaren Werken, die in einem Zusammenhang stehen, verliehen. In Europa wurde bisher dieser Ehrentitel fünf mal verliehen und ich bin im deutschsprachigen Raum immer noch der einzige Fotograf, dem dieser Titel verliehen wurde. Die 20 Werke zeigen die Treppenanlagen Hamburger Kontorhäuser in Einzelfotos und auch als gestaltetes Tableau. Aber noch einen weiteren Wettbewerb möchte ich erwähnen. Bei dem internationalen unabhängigen Online Wettbewerbsanbieter www.dodho.com habe ich bisher mit drei unterschiedlichen Portfolios online-Veröffentlichungen erzielen können. Die eingereichten Werke werden von einer mehrköpfigen internationalen kunstgeprägten Jury bewertet.

An welchem Projekt arbeiten Sie derzeit?

Eine Serie von speziell gestalteten B&W-Composings. Ich bringe damit mit einer besonderen Fototechnik erzeugte Bildelemente gestalterisch in Verbindung mit „normal“ fotografierten Motiven.

 

Wenn Sie eine Fotolocation wählen dürften –weltweit-, welche würde dies sein und warum?

Dies ist eine schwierige Frage, denn 90 % meiner Fotografien sind in Deutschland entstanden. Rein theoretisch wäre die Arktis ein fantastisches Gebiet. Ich glaube, dass dieses Gebiet so reichhaltig mit ungewöhnlichen Landschaftsstrukturen und Lichtstimmungen aufwartet, so dass ich meine Vorstellungen von Landschaftsfotografie kreativ umsetzen könnte.

Womit fotografieren Sie derzeit? Und was würden Sie sich von einer Kamera wünschen, was es vielleicht noch nicht gibt?

Zur Zeit fotografiere ich mit einer Nikon D5 in der Natur- und Sportfotografie sich schnell bewegende Motive. Für die Landschaftsfotografie, Makro und Architektur, habe ich bis vor kurzem noch die D 850 eingesetzt, die ich aber inzwischen durch die Nikon Z7 ersetzt habe. Die spiegellose Technologie der Z7 mit der extremen Auflösung ist schon außergewöhnlich. Jedoch würde ich mir wünschen, dass diese Technologie einen ebenso präzisen und schnell zupackenden Autofokus hätte, wie die D5 und auch bei Serienaufnahmen diese analoger und wesentlich schneller im Okular eingeblendet werden, damit man auch sich schnell bewegende Motive visuell verfolgen und mit dieser Auflösung fotografieren kann. Trifft man wirklich mal z.B. „den fliegenden Vogel“ optimal in der Schärfe, so haben diese Fotos eine unvergleichliche Detailschärfe und Struktur, die nur schwer zu überbieten ist.

http://www.heiko-roemisch.com


Schau dir das gesamte Interview mit Heiko Römisch in unserem Youtube-Video an


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