Nikon Z6 in der Praxis
Praxis-Check der Nikon Z6 bei der Beachvolleyball-WM
André Schönberg ist freiberuflicher Fotograf aus Hamburg, fotografiert Hochzeiten, Sportevents und betreibt ein Fotostudio für Porträtfotografie. Für seine Arbeiten nutzt er normalerweise die Nikon D4 und Nikon D800. Bereits vor zwei Jahren fotografierte er die World Tour Finals des internationalen Volleyball-Verbandes FIVB im Beachvolleyball. Nun dokumentierte er die diesjährigen Beachvolleyball-Weltmeisterschaften in Hamburg fotografisch und testete bei diesem Event drei Vollformatkameras mit entsprechenden Objektiven.
Die Nikon Z6 - Der Body
Die Z6 ist zusammen mit der Z7 die erste spiegellose Vollformatkamera von Nikon. Mit ihr wurde auch ein neuer und größerer Anschluss entwickelt, der Z-Mount. Wie bei allen Spiegellosen liegt der Sensor dichter am Bajonett, was den Body wesentlich flacher und vor allem leichter macht. Um bereits bestehende F-Mount-Objektive nutzen zu können, wurde der FTZ-Adapter entwickelt, der die Steuersignale zwischen Kamera und Objektiv weiterleitet und den Abstand zwischen Objektiv und Sensor wie beim F-Mount-System herstellt.
Die Kamera liegt mit der tiefen Fingermulde gut in der Hand. Das Touch-Display ist mit 3,2 Zoll recht groß und lässt sich für tiefe oder hohe Kamerawinkel über Kopf umklappen. Der elektronische Sucher ist groß und hell und gibt wie die beiden anderen von mir getesteten Kameras Canon EOS R und Sony A7III das zu erwartende Foto wieder. Die Kamera hat einen Slot für XQD-Speicherkarten. Das mir zur Verfügung gestellte Kit enthielt neben der Kamera mit FTZ-Adapter noch das leichte Nikkor 70-200mm F4 Teleobjektiv und das Nikkor 24-70 mm F2.8 Zoomobjektiv.
Die Bedienung
Gelungen ist der kleine Joystick, um die Fokuspunkte festzulegen und durch das Touchdisplay lassen sich verschiedenste Funktionen steuern, die bei Spiegelreflexkameras durch physische Tasten ausgelöst werden. Das Tastenlayout der Kamera ist sicher Gewöhnungssache. Beim Review von Bildern durch den Sucher löste ich so manches Mal das Systemmenü oder die Einstellungen für den Serienbildmodus aus, anstatt in das Bild ein- oder auszuzoomen, da diese kleinen Tasten direkt nebeneinander liegen. Wer aber länger mit der Z6 arbeitet, wird dies sicher schnell verinnerlichen. Die Tasten zum Anzeigen und zum Löschen der Fotos sind dagegen an der Stelle verblieben, wo man sie von Spiegelreflexkameras gewohnt ist.
Das System-Menü ist Nikon-typisch aufgebaut und brachte für mich als Nikon-Nutzer keine großen Überraschungen. Umstellungen wie zum Beispiel der Serienmodus oder die Fokusmessfeld-Auswahl mussten jedoch zum Aktivieren zusätzlich noch bestätigt werden, was das Handling etwas verlangsamte. Sicherlich fallen einige dieser Punkte nach etwas Einarbeitung nicht mehr so stark ins Gewicht, sollen aber hier nicht unbetrachtet bleiben.
Der Sensor
Die Vollformat-Sensor der Nikon Z6 generiert Bilder mit 24,5 Megapixeln. Wie auch schon die Sony A7III sind die Bilder groß genug, um interessante Bildausschnitte auszuwählen. Die Kamera enthält eine 5-Achsen-Bildstabilisierung, die für meine Arbeit auf dem Beachvolleyballplatz aufgrund der sehr kurzen Belichtungszeiten allerdings weniger von Bedeutung war.
Die Bildrate
Die Nikon Z6 bietet 12 Bilder pro Sekunde und ist damit sehr schnell. Man kann die Auslösefrequenz direkt hören und ist schnell begeistert. Die Bildrate ist damit schon höher als bei meiner Nikon D4. Die hohe Bildrate hilft natürlich dabei, die kurze Ballberührung einzufangen, wie sie beim Volleyball typisch ist. Da kommt einem fast schon der Gedanke, das System zu wechseln.
Der Autofokus
Das Autofokussystem wurde durch die spiegellose Bauweise verändert. Das Autofokusmessfeld erstreckt sich wie bei der Sony A7III und der Canon EOS R fast über den gesamten Bildsensor. Dadurch werden Objekte im gesamten Bildbereich erfasst und verfolgt. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber Spiegelreflexkameras, bei denen nur etwa ein Viertel des Bildbereiches abgedeckt wird.
Anwählbar sind 5 Modi. Die Automatische Messung, Einzelfeldmessung, dynamische Messung, sowie zwei unterschiedlich große Messbereiche. Bislang arbeitete ich bei meinen Nikon-Kameras in dem 3D-Tracking-Modus – den gibt es aber so in den Spiegellosen nicht mehr. Stattdessen arbeitete ich mit dem „DynamicArea AF“ im kontinuierlichen Autofokus-Modus. Bei einigen Ballpassagen arbeitete ich mit dem „Pin-Point-AF“, indem ich vor einer Blockaktion auf die Stelle im Sand fokussierte, wo der Blockspieler hochspringen würde und löste dann aus. Das Tracking der Personen werde ich bei einem nächsten Test nachholen.
Das Fazit
Die Nikon Z6 ist eine großartige schnelle und leichte Kamera. Für viele Fotoarbeiten ist sie ein fantastisches Werkzeug mit komfortablen Funktionen. Bei der nächsten Generation der Kamera würde ich mir einen zweiten Kartenslot wünschen – dann wäre sie für mich ein guter Partner bei der Hochzeitsfotografie. Außerdem noch ein Batteriegriff, der auch sämtliche Tasten im Porträtmodus anbietet. Aber vielleicht erscheint so etwas ja schon bald.