Canon EOS R Test
Praxis-Check mit Canon bei der Beachvolleyball-WM
André Schönberg ist freiberuflicher Fotograf aus Hamburg, fotografiert Hochzeiten, Sportevents und betreibt ein Fotostudio für Porträtfotografie. Für seine Arbeiten nutzt er normalerweise die Nikon D4 und Nikon D800. Bereits vor zwei Jahren fotografierte er die World Tour Finals des internationalen Volleyball-Verbandes FIVB im Beachvolleyball. Nun dokumentierte er die diesjährigen Beachvolleyball-Weltmeisterschaften in Hamburg fotografisch und testete bei diesem Event drei Vollformatkameras mit entsprechenden Objektiven.
Canon EOS R - Der Body
Die Canon EOS R kam mit einem Batterie-Griff daher. Somit war die Kamera zwar schmaler, aber gar nicht so viel kleiner wie mein Arbeitstier Nikon D4. Der tiefe Griff lässt die Kamera gut und sicher in der Hand liegen. Mit dem zusätzlichen Batteriegriff lässt sich die Kamera sowohl im Landscape als auch im Porträtmodus einfach handhaben. Dabei fiel mir auf, dass das Steuerkreuz zur Auswahl der Fokuspunkte im Porträtmodus etwas schwieriger zu erreichen ist. Das Klappdisplay der Canon EOS R spielte bei meiner Arbeit keine Rolle, wird aber bestimmt unter VLoggern ein nicht zu unterschätzendes Feature sein. Die Kamera bietet nur einen Slot für SD-Speicherkarten. Ein zweiter Slot für eine Backup-Karte wäre ein willkommenes Feature für die nächste Generation der Kamera.
Die Bedienung
Ich brauchte nur wenig Zeit, um mich in die Funktionsweise der Kamera umzugewöhnen. Die Menüpunkte sind übersichtlich strukturiert und können mit der Touch-Oberfläche gesteuert werden, dennoch muss man das ein oder andere Feature etwas länger suchen. Doch das Problem habe ich zuweilen auch mit meinen Nikon-Kameras.
Das eigentliche Feature ist natürlich der elektronische Bildsucher. Ein Sensor erkennt die Annäherung des Auges und schaltet den Liveview aus und den EVF ein. Das Bild im Sucher kommt unglaublich hell und klar daher. Bildeinstellungen wie Blende, Verschlusszeit und ISO haben direkte Auswirkung auf das, was man im Sucher sieht und geben so bereits ein Preview auf das zu erwartende Bild.
Das Top-Feature ist für mich aber der Review der Bilder im elektronischen Sucher. In den beiden Tagen der Benutzung zeigte sich Hamburg wettertechnisch von der allerbesten Sonnenseite. Dies machte es aber äußerst schwer, aufgenommene Bilder auf dem Display zu begutachten. Der elektronische Sucher stellt diese Bilder wie in einem abgedunkelten Raum dar. Auf diese Weise lassen sich Bilder sofort begutachten.
Der Sensor
Die Canon EOS R besticht mit einem 30,3 Megapixel Sensor. RAW-Daten sind etwa 35 Megabyte groß, die erst einmal auf die Karte bewegt werden wollen. Ich fotografiere mit relativ kurzen Bildfolgen, so dass ich nur selten an die Grenze des Image Buffers gelangte. Die 30 Megapixel großen Bilder verzeihen auch in der Nachbearbeitung einen großzügigen Beschnitt. Dies ist unerlässlich bei der schnellen Action auf dem Beachvolleyball-Feld.
Der Autofokus
Volleyball ist ein äußerst schneller Sport. Die Action passiert in Sekundenbruchteilen, die der Fotograf möglichst auf dem Höhepunkt einfangen möchte. Die Kamera verfügt über mehrere Fokusarten. Von der eingebauten Gesichtserkennung erhoffte ich mir sehr viel, sie war jedoch nicht der gewünschte Segen. Viel zu unsicher und langsam empfand ich den Modus. Genutzt habe ich diesen Modus, wenn mir die Sportler zu einem Teamfoto gegenüberstanden.
Für Actionaufnahmen wechselte ich zwischen erweitertem Autofokusbereich und dem Zonenmessfeld-AF. Letzterer Modus hat den Nachteil, dass meist auf das Objekt mit der geringsten Entfernung scharfgestellt wird. Beim Fotografieren von Aktionen auf der anderen Netzseite schob sich dann meist die Netzkante oder ein anderer Spieler in den Fokus. Beim Einfangen von Emotionen der Spieler und Spielerinnen auf der eigenen Seite des Netzes ist diese Messmethode ideal.
Der Autofokus selber erschien mir als sehr schnell. Auch bei spontanen Reaktionen vor der Linse konnte ich gute Bilder schießen.
Die Bildrate
Als Fotograf will man stets die entscheidende Ballberührung einfangen. Selbst bei meiner Nikon D4 mit 11 Bildern pro Sekunde ist es schwierig, diesen Moment zu erwischen. Im ersten Bild einer Serie ist der Ball vor den Armen der Spieler im nächsten Bild ist er auch schon wieder weg. Technik und vor allem Glück entscheiden über das beste Bild, wenn man in einer Reihe von Fotografen steht, die den selben Moment festhalten wollen. Die Bildrate der Canon EOS R wird angegeben mit 8 Bildern pro Sekunde im One Shot AF Modus. Dieser Modus eignet sich dann, wenn man vorher weiß, wo die Action stattfinden wird. Ein gutes Beispiel hierfür sind Block- und Angriffsaktionen direkt am Netz. Im Servo AF Modus sinkt die Bildrate auf 5 Bilder pro Sekunde. Da braucht es etwas Glück, den entscheidenden Moment einzufangen.
Das Fazit
Die Arbeit mit der Canon EOS R macht sehr viel Spaß. Der Body ist griffig und hat eine angenehme Größe. Mit dem elektronischen Sucher lässt es sich hervorragend arbeiten, speziell die Bildwiedergabe im Sucher empfand ich als großartiges Feature. Die fragenden Blicke der Leute um mich herum, warum ich die Kamera sekundenlang auf den Sand gerichtet halte und dabei begeistert durch den Sucher schaue, waren Gold wert. Die im Vergleich zu anderen Kameras geringe Bildrate vor allem im Servo-Modus nötigte mir etwas Geduld ab. Aber die Kamera ist auch nicht als Sport-und Action-Kamera konzipiert.