Nikon D850 mit dem AF-S 200-500 mm F5.6 in der Praxis
Mit der Nikon und einem Tele den Waschbären auf der Spur

Foto: Dominik Janoschka
Als 2017 die Nikon D850 auf den Markt kam, stand die Fotowelt für kurze Zeit Kopf. Die Ausstattungsmerkmale klangen zu verlockend, um wahr zu sein – hochauflösender 45 Megapixel Kleinbild-Sensor ohne Tiefpassfilter, Autofokussystem aus der Nikon D5, Klappdisplay, Joystick, 7 fps – einfach ein geniales Gesamtpaket. Dominik Janoschka aus Gudensberg bei Kassel, berichtet in diesem Praxis-Check beim Fotografieren von Waschbären von seinen Erfahrungen mit der Nikon D850.
Die Nikon D850 in Verbindung mit dem AF-S 200-500mm f5.6 E ED VR
Eine flexible Kombination
Das seit 2015 erhältliche Nikon AF-S 200-500mm f5.6 E VR zeichnet sein Zoom und der sehr gute Bildstabilisator aus. Hier sind Belichtungszeiten von 1/50 sec und mehr Freihand machbar. Zusammen stellt die Kombination eine der flexibelsten Wildlifeausrüstungen auf dem Markt dar. Seit etwa einem halben Jahr begleitet auch mich diese Kombi bei meinen Fotoprojekten, aktuell besonders bei den Waschbären.
Waschbären sind in erster Linie nachtaktiv
Hin und wieder findet man aber auch einen Frühaufsteher, der im schönsten Abendlicht einen ersten Blick aus der Höhle wirft. Der noch sehr verschlafene Blick macht das Foto umso spannender. Trotz der letzten Sonnenstrahlen musste die ISO auf 4000 hochgeschraubt werden. Für die D850 ist das bei passablen Lichtbedingungen noch kein Problem. Dynamik und Rauschen sind bis ca. ISO4000 noch auf einem guten Level und ermöglichen reichliche Reserven für Ausschnitte und große Prints.
Fotos: Dominik Janoschka
Dem Waschbären auf den Fersen
Auch wenn die Sonne nicht direkt vom Himmel scheint, macht die Kombination eine gute Figur. Wenn die Bären sich in der dichten Vegetation herumtreiben sind sie oftmals nur durch die Bewegung der umliegenden Blätter und Gräser auszumachen. Erst wenn sie in einer Lücke auftauchen hat man die Chance an Fotos zu kommen. In diesen Momenten muss man schnell sein, denn oftmals schaut der Bär nur kurz rüber, bevor er weiter nach Nahrung sucht.
Für einen präzisen Fokus hat sich der Single-Point-AF als erfolgreiche Lösung herausgestellt. Damit lässt sich der Fokus genau auf den Augen platzieren. Trotz des dichten Umfeldes schafft es das 200-500er ein angenehmes und spannendes Bokeh zu erzeugen. Die Blätter aus Vorder- und Hintergrund gehen sanft ineinander über, ohne dass es zu harten unförmigen Kanten oder Artefakten kommt.
Oft bewegt man sich im Grenzbereich zwischen Tag und Nacht
Die Belichtungszeiten sind trotz Stativ eigentlich schon zu lang für scharfe Fotos und auch das Rauschen beginnt langsam unangenehm aufzufallen. Hierbei sind ab ca. ISO6400 zunächst die dunklen Bildbereiche betroffen. Bei 1/13 reicht zudem schon eine minimale Bewegung des Tieres für ein unbrauchbares Foto. Bei den Aufnahmen empfiehlt es sich daher, die Kamera auf ein Stativ zu montieren. Ob man den Bildstabilisator eingeschaltet lässt, muss von der Situation abhängig gemacht werden – Leistungsfähigkeit des Statives, Bodenbeschaffenheit, Wind und nicht zuletzt die Kamera-Objektivkombination selbst spielen in die Entscheidung mit ein.
Leider hat sich Nikon beim 200-500er entschieden die Stativschelle möglichst leicht und damit auch wacklig zu konzipieren, sodass sich bei kritischen Verschlusszeiten ein eingeschalter Bildstabilisator auf dem Stativ empfiehlt. Kombiniert mit der rein elektronischen Auslösung im Liveview kann man die Spiegel- und Verschlussvibrationen vollständig unterdrücken. Ergänzend habe ich den Selbstauslöser auf neun aufeinanderfolgende Auslösungen programmiert, um das schärfste Foto einer Serie auszuwählen.
Ein Stativ für das Supertele
Mittlerweile habe ich das Stativ immer dabei, wenn ich während des Sonnenuntergangs bei den Waschbären bin. Es erweitert die Möglichkeiten zulasten der Flexibilität. Daher lasse ich es genauso gerne stehen, wenn sich eine interessante Situation ergibt und schnelles Handeln gefragt ist. Diese Flexibilität ist in der Wildlifefotografie durch fast nichts zu ersetzen.
Mit wenigen Handgriffen hat man die Kamera vom Stativ gelöst und den Standort, sowie Bildausschnitt an die Situation angepasst. Bei einer großen Supertelefestbrennweite muss man unter Umständen noch schnell auf ein kürzeres Objektiv wechseln, während das Motiv schon wieder vom nächsten Ast verdeckt wird. Hier spielt ein Zoomobjektiv seine Stärken aus. Manche Unzulänglichkeit wie die sehr hohe ISO kann in der Nachbearbeitung gebändigt werden und fällt in einem entsprechenden Zielmedium unter Umständen gar nicht mehr auf.