Sony FE 85mm 1.4 GM II – Praxis-Test
Einfache Modellpflege oder doch substantielles Upgrade zum Vorgänger?
Während viele G-Master-Festbrennweiten in den letzten Jahren ein Update erhalten haben, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch das FE 85mm f/1.4 GM an der Reihe ist. Der Vorgänger kam bereits 2016 auf den Markt und hat seitdem treue Anhänger gewonnen. Doch gerade im Hinblick auf die Qualität der neuen G-Master-Objektive aus dem Hause Sony wurden einige der Unzulänglichkeiten des alten 85mm f/1.4 GM immer deutlicher. Wir werfen also mal einen Blick darauf, ob die neue Version diese behebt und damit schon jetzt zu einem echten Klassiker werden kann.
Verarbeitung und Ausstattung
Eine hervorragende Verarbeitung ist bei den G-Master-Objektiven mittlerweile Standard, und auch das FE 85mm f/1.4 GM II macht hier keine Ausnahme. Es ist gegen Feuchtigkeit und Staub abgedichtet und besitzt ein extra gehärtetes Frontelement. Dabei konnte Sony die Abmessungen und vor allem das Gewicht im Vergleich zum Vorgängermodell nochmal deutlich reduzieren. Mit 642 Gramm ist es knapp 20% leichter als sein Vorgänger.
Beim Funktionsumfang wurde allerdings nicht gespart. Im Gegenteil: Hier wurde sogar noch etwas draufgelegt. Du hast weiterhin einen Schalter für manuellen Fokus, einen frei belegbaren Funktionsknopf und die Möglichkeit, die Klicks vom Blendenring ein- oder auszuschalten. Neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, die Blende zu fixieren, damit diese nicht versehentlich während eines Shootings verstellt wird. Eine optische Änderung ist die Beschriftung des Blendenrings. Die Blendenschritte sind jetzt unterhalb des Gummi-Blendenrings angeordnet.
Unser Test auf YouTube
85 mm Festbrennweiten zählen zu den beliebtesten Objektiven, wenn es um Porträts geht. Sonys hauseigenes 85mm G-Master mit Blende 1.4 ist da keine Ausnahme. Grund also, die neue Linse direkt beim Porträtshooting im Park zu testen.
Bildqualität des FE 85m f1.4 GM II
Das alte 85mm f/1.4 GM wurde zwar viel für seine tolle Abbildungsleistung gelobt, doch mit jedem neuen Objektiv aus der G-Master-Reihe wurde klar, dass hier doch noch Luft nach oben war. Besonders die Offenblende war etwas soft, und um die beste Schärfe aus dem Objektiv herauszuholen, musste man ein bis zwei Blendenstufen abblenden. Das soll mit der neuen Version nicht mehr nötig sein. Tatsächlich sind wir bei unserem Testshooting von der Schärfe bei Offenblende absolut überzeugt. Der Eindruck wird nochmal dadurch verstärkt, dass auch der Kontrast bei Blende f/1.4 sichtbar kräftiger ausfällt als beim sieben Jahre alten Vorgänger. Und das nicht nur in der Bildmitte, sondern auch in den äußersten Ecken.
Ein eher ungern gesehener Gast beim Vorgänger waren zudem chromatische Aberrationen. Diese wurden von der Kamera selbst sehr gut rausgerechnet, aber besonders die Farblängsfehler (longitudinale chromatische Aberration), also Farbverschiebungen ins Magenta oder Grüne in den Bereichen vor und hinter der Schärfeebene, fielen dann doch auf. Diesem Problem ist Sony nun mit zwei XA-Linsen (extreme aspherical) und zwei ED-Linsen (extra-low dispersion) begegnet, und tatsächlich konnten wir quasi keine Farbsäume in unseren Fotos entdecken.
Die 11 abgerundeten Blendenlamellen sorgen zudem für ein wirklich butterweiches Bokeh. Die Übergänge von scharfen zu unscharfen Bildbereichen verlaufen ebenso angenehm weich und runden den sehr guten Eindruck ab.
Fotos aus unserem Testshooting
Interessant für Filmer
Dass du die Klicks vom Blendenring abstellen kannst, ist nicht die einzige Funktion für Videographen, die Sony dem Objektiv spendiert hat. Auch das Focus Breathing, also Änderungen im Bildausschnitt beim Verstellen des Fokus, werden kompensiert – allerdings nur, sofern deine Kamera dies unterstützt. In der Praxis funktioniert das sehr gut und dürfte für einige glückliche Gesichter sorgen.
Auch der Autofokus soll hier nicht unerwähnt bleiben. Sony selbst sagt, dass er bei ruhigen Motiven nun bis zu dreimal schneller ist als vorher. Das können wir zwar nicht exakt testen, doch es fällt auf, wie schnell der Fokus hier präzise sein Ziel findet. Dabei arbeitet er fast geräuschlos und ohne viel zu pumpen. Auffällig ist, wie gut der Augen-Autofokus nun wirklich auf der Iris sitzt und nicht an den Wimpern hängen bleibt. Bei einer so großen Offenblende kann dies nämlich im Ernstfall bereits für leicht unscharfe Augen sorgen. Kamera und Objektiv arbeiten hier auf jeden Fall sehr gut zusammen.
Positiv ist zudem hervorzuheben, dass wir trotz „Focus by Wire“ hier einen Linear Response MF haben. Das heißt, dass sich die Fokusposition linear mit dem Drehwinkel ändert. Dies ermöglicht eine direkte und gezielte manuelle Fokussteuerung für eine wiederholbare Bedienung und vor allem Präzision. Bei herkömmlichen Objektiven mit elektronischer Fokussteuerung ändert sich der Fokus oft mit der Drehgeschwindigkeit des Fokusrings, wodurch wiederholte, gleichbleibende Fokus Pulls zum Glücksspiel werden. Eine sehr gute Entscheidung, unserer Meinung nach.