Grafiktablett mit Display - Wacom One
Modefotograf Lukasz Wolejko-Wolejszo teilt seine Erfahrungen mit dem Wacom One
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Das “Low Budget” Stift-Display Wacom One begeistert nicht nur Einsteiger. Wacom hat seit über 35 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der Grafiktabletts und viele Profis nutzen sie. Wir wollten wissen, was in dem neuen Wacom One 13 steckt und trafen den international tätigen Modefotografen Lukasz Wolejko-Wolejszo für einen Test.
Vorstellung des Wacom One
Das Kreativ-Pen-Display Wacom One mit integriertem Display kostet um die 400 Euro und ist damit nur gut 20 Euro teurer als das Wacom Intuos Pro M. Ein attraktives Produkt zu einem attraktiven Preis – das haben wir uns einmal genauer angeschaut, denn auch viele Profis sind schnell auf dieses Tablett aufmerksam geworden. Ist es nur ein Einsteiger-Gerät, das für Amateure als Start in die Welt der Grafiktabletts genügt oder behauptet es sich auch im professionellen Umfeld?
Calumet Photographic traf den Fotografen und Wacom Botschafter Lukasz Wolejko-Wolejszo für ein Interview und einen Praxis-Check des Wacom One. Lukasz arbeitet bereits seit über 12 Jahren mit Wacom Grafiktabletts und hielt auch schon Workshops zu diesen auf Messen wie z. B. unseren Calumet-Hausmessen sowie anderen Fotoveranstaltungen, wie etwa der Photokina und der IFA.
Lukasz Wolejko-Wolejszo ist ein in Berlin lebender Mode- und Werbefotograf, der schon für viele etablierte Modemagazine wie Vogue, ELLE, Men’s Health und Cosmopolitan fotografierte. Auch Lifestyle-Marken wie Adidas, Nike oder große Katalog- und Onlinekunden wie Otto, Tchibo und Zalando gehören zu seinen Kunden.
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Merkmale des Wacom One im Überblick
- Entspiegelte Oberfläche mit 13,3 Zoll Bildschirmdiagonale im 16:9 Bildverhältnis
- 1920 x 1080 Pixel Auflösung bei 8 Bit Farbtiefe
- 72% NTSC (CIE1931) Farbraum-Abdeckung
- Wacom One Stift mit 4096 Druckstufen mit bis zu 60° Stiftneigung bei 0,01mm/Punkt Stiftauflösung
- Eingebaute auf 19° ausklappbare Standfüsse
- 1kg bei Produktabmessungen von 225 x 357 x 14,6 mm (L x B x H)
*alle weiteren technischen Informationen direkt bei Wacom unter folgenden Link: Wacom One im Shop
Die Eigenschaften klingen vielversprechend, und trotzdem gibt es zu den anderen Geräten Vor- und Nachteile. Somit kommen wir zum Praxisbericht mit Lukasz.
Erfahrungsbericht Wacom One
Lukasz Wolejko-Wolejszo im Interview
Calumet: Lukasz, es freut uns, dass du für uns das Wacom One getestet hast. Wie sind deine Erfahrungen mit dem Gerät?
Lukasz: Erst mal danke Calumet und Wacom für die Möglichkeit, das Gerät testen zu können. Wie ihr schon zuvor geschrieben habt, arbeite ich schon seit über 12 Jahren mit Grafiktabletts.
Mein erstes Tablett war ein Graphire 4. Dieses hatte damals nur 512 Druckstufen und kaum Möglichkeiten. Mittlerweile habe ich ei Wacom Cintiq 27 sowie ein Intuos Pro im Studio, ein Wacom Cintiq 13” für zu Hause und ein Wacom Mobile Studio für Reisen. Somit war ich sehr gespannt, was das neue Gerät bietet.
Beim Auspacken ist mir aufgefallen, dass es wie alle neuen Geräte ein wunderschönes Design von der Verpackung bis zu den letzten Ecken des Gerätes hat. Es ist sehr kompakt und leicht und lässt sich auch gut in einer Laptoptasche transportieren. Mit 1 kg Gewicht ist es leichter als mein MacBook oder iPad Pro, hat aber natürlich auch noch keinen integrierten Computer.
Das Gerät wird einfach mit dem mitgelieferten Kabel an die Steckdose und von dort mit dem Gerät (per USB-C sowie HDMI & USB 2.0) an den Computer angeschlossen. Wer keinen HDMI Anschluss hat, kann mit Adaptern auf diverse andere Möglichkeiten wie Thunderbolt, DVI etc. zurückgreifen und sein Gerät anschließen. Ich habe sogar gelesen, dass der Anschluss an kompatiblen Android Smartphones (siehe https://www.wacom.com/de-de/promos/wacom-one) und Tabletts möglich ist, da ich aber neben dem Wacom Mobile Studio ein reiner Apple-User bin, konnte ich das nicht selber testen. Unter Mac und Windows klappt es auf jeden Fall wunderbar.
Der Stift erinnert an die Wacom Intuos (ehemalig Bamboo) Stifte. Er hat im Vergleich zu meinen Pro Pens nur einen Knopf und auch keinen Radiergummi. Ich finde diesen Stift vom Handling her sehr angenehm, weil er auch nicht so viel von der Bildfläche verdeckt.
Als ich das Gerät angeschlossen hatte, zeigte sich sofort das Bild meines Computers – die Eingabe funktionierte jedoch noch nicht. Es ist ein vollkommen neues Gerät, mit einer neuen Technologie. Also hieß es: auf die Wacom-Webseite gehen und die Treiber herunterladen. Das ging relativ schnell, was natürlich von der Internetverbindung abhängig ist. Die Datei ist knapp 100 MB groß.
Nach der Installation startet der Rechner neu, und das Gerät ist einsatzbereit. Es gibt einen Willkommens-Bildschirm, der die ersten Schritte erklärt. Danach öffnet sich der Webbrowser und man kommt auf die Wacom Webseite und erhält, wenn gewünscht, ein Video, welches den Umgang mit dem Gerät demonstriert. Das finde ich super.
Calumet: Okay, das Gerät war dann installiert. Wie ging es weiter? Ist das Wacom One 13 schwer einzustellen oder was muss man tun?
Lukasz: Also theoretisch muss man nichts tun, außer den Stift in die Hand zu nehmen und loszulegen. Das Tolle an Bildschirmtabletts ist ja, dass man nicht die Eingewöhnungsphase hat, wie bei einem einfachen Grafiktablett. Man kehrt intuitiv zum Arbeiten mit Blatt und Stift zurück.
Bei einem einfachen Grafiktablett wie dem Wacom Intuos oder Intuos Pro hat man ja keinen Bildschirm. Du musst auf den eigenen Bildschirm schauen, aber die Bewegungen proportional hierzu auf dem Tablett ausführen.
Das benötigt am Anfang ein wenig Übung der Hand-Augen-Koordination und ist auch für viele Käufer eines Grafiktabletts der Grund, dass das Gerät nicht auf dem Schreibtisch, sondern schnell im Schrank verschwindet. Allen Käufern eines normalen Tabletts oder auch dieses Bildschirmtabletts kann ich aber nur raten, sich einfach einige Tage mit dem Gerät zu befassen und regelmäßig damit zu arbeiten. Ich sage immer nach einer Woche intensiver Bedienung beherrscht man das Prinzip super gut und versucht nicht mehr wie bei der Maus den Cursor zu bewegen.
Hier, bei dem Wacom One, ist zu sagen, dass der Punkt auf dem Tablett, den man mit dem Stift antippt, dem Punkt auf dem Bildschirm entspricht. Wenn man z. B. mit dem Stift oben links in die Ecke geht und mit der Stiftspitze tippt, springt der Zeiger auch auf dem Bildschirm oben links in die Ecke. Das Schweben ab etwa 1 cm vor dem Tablett aktiviert schon den Mauszeiger, sodass du sehen kannst, wo du dich auf dem Bildschirm befindest.
Noch eine Einstellung, die ich auf jeden Fall empfehle: die Kalibrierung. In den Wacom Einstellungen lassen sich viele Dinge einstellen – eine davon ist die Bildschirm-Kalibrierung. Denn nicht alle Bildschirme besitzen das klassische 16:9 Format. Aber auch der Versatz bei Links- und Rechtshändern ist unterschiedlich und so empfiehlt sich das auf jeden Fall. Das ist sehr einfach. Man geht in die Einstellungen und wählt dann das Tablett aus.
Dann tippt man auf Kalibrierung. Bei mir sind die Einstellungen alle auf Englisch, da ich viel mit internationalen Teams arbeite und externen Assistenten, welche auch mal Einstellungen ändern. Daher nicht wundern.
Wenn man jetzt Kalibrieren drückt, wird der Bildschirm schwarz und man klickt in alle 4 Ecken einmal in die Mitte des angezeigten Punkts. Nun hat man die Proportionalität perfekt abgestimmt.
Warum ich diese Methode hier trotz eines Bildschirmtabletts erkläre, ist ganz einfach. Wie ich zuvor beschrieben habe, arbeite ich sowohl zu Hause als auch im Studio mit zwei Grafiktabletts oder Bildschirmen gleichzeitig. Das hängt mit der Bearbeitung oder Art des Bildes zusammen.
Calumet: Könnest du das näher erklären? Braucht man jetzt noch ein zweites Tablett?
Lukasz: Absolut nicht. Wenn man ein Bildschirm-Tablett wie das Wacom One hat, braucht man kein zusätzliches Gerät, außer man will auf Reisen unabhängig von externen Stromquellen sein.
Zu meinem Handling. Wenn ich im Studio bin arbeite ich ja auf dem Wacom Cintiq 27. Dieses ist sehr groß und toll und ich kann die Bilder vollständig gut beurteilen und bearbeiten. Wenn es aber, um das Bearbeiten von Details geht, wie Wimpern zum Beispiel,> kann es manchmal sein, dass man mit der Hand gerade diese Details verdeckt und es dann sinnvoll ist auf dem Intuos zu arbeiten und das Wacom Cintiq 27” als Monitor zu verwenden.
Bei dem Wacom One hat man das Phänomen nicht, bzw. umgekehrt. Es ist ähnlich wie mein Szenario zu Hause. Dort habe ich einen iMac mit einem Wacom Cintiq 13” auf dem ich arbeite. Wenn man nun vor dem Wimpern-Dilemma steht, kann man weiter auf dem Gerät arbeiten und schaut dabei nach oben mit der besagten Methode auf den Hauptmonitor.
Calumet: Verstehe. Also könnte man das Tablett auch ohne weiteres so nutzen. Nun gibt es ja viele “Pro”-Geräte. Findest du, dass das Wacom One zu dem Preis ein Einsteiger-Gerät ist und Profis zu dem Wacom Cintiq 13 greifen sollten?
Lukasz: Natürlich gibt es Unterschiede bei den beiden Geräte–Klassen. Irgendwas muss ja den Preisunterschied auch ausmachen, aber ich würde keineswegs sagen, dass das Wacom One ein reines Einstiegs-Gerät ist. Wie bereits vorher erwähnt, habe ich mit einem Graphire 4 angefangen, welches nur 512 Druckstufen hatte. Es hat auch seinen Dienst im professionellen Bereich getan. Auch wenn die Technik und Auflösungen von Bildern heute eine ganz andere ist.
Lukasz: Hier haben wir 4096 Druckstufen. Auch die Nutzung vom Neigungswinkel bei den Pinseln finde ich ein Pro-Feature, welches es so zuvor nicht bei den Einstiegs-Geräten gegeben hat. Wenn man überlegt, so hat eine Maus nur eine Druckstufe. Entweder man klickt oder man klickt eben nicht. Alles, was darüber ist, ist schon ein Fortschritt und dies hier um 4095 Druckstufen mehr.
Eine Druckstufe bedeutet, dass man, je nachdem wie fest man mit dem Stift auf das Display tippt, die Deckkraft oder auch die Größe des Pinsels steuern kann. Wenn man z. B. einen Pinsel wählt und die Größe der Pinselspitze auf 4096 stellen würde, was größer ist als die meisten Bildschrimauflösungen, könnte man durch ganz leichtes Tippen einen Punkt zeichnen oder mit einer Größe von nur einem Pixel retuschieren. Durch festeres Drücken wird dieser dann größer – das beeindruckt mich bis heute noch immer.
Was ich auch ganz toll finde, ist die nichtreflektierende Oberfläche. Auch wenn es optisch schön ist, auf ein iPad zu schauen, ist das Arbeiten auf so einem Gerät eine Rutschpartie. Hier bei dem Wacom One fühlt es sich so an, als würde man wirklich auf einem Blatt Papier zeichnen.
Was ich noch gut finde ist, dass die gesamte Bildschirmfläche genutzt werden kann und es auch keine Probleme in den Ecken gibt. Das Problem kennt man von Billiganbietern, aber durch die 35 Jahre Erfahrung ist das bei Wacom gar kein Problem.
Tipp: Wenn du schon überzeugt von den Grafiktabletts bist, dann schau dir doch unsere große Grafiktablett Kaufberatung an.
Calumet: Das klingt doch nach dem perfekten Gerät für den Preis. Wo siehst du denn die Nachteile oder Abgrenzungen?
Lukasz: Also es kommt immer darauf an, was man will. Man darf für das Geld natürlich nicht dasselbe erwarten wie bei der Cintiq-Serie. Ich will hierbei gar nicht auf die Druckstufen eingehen, sondern auf die Auflösung, welche bei den anderen Geräten bei 4k liegt. Das merkt man schon, wenn man einige Stunden auf das kleine Display mit einer Auflösung von Full-HD schaut.
Des Weiteren ist der Stift der Grafiktabletts auch nur mit einer Taste ausgestattet. Wer den Komfort der zweiten Taste plus Radiergummi (Taste 3) bekommen will, kommt an der Cintiq-Reihe nicht vorbei. Hier kann man sich neben der rechten Maustaste ein Menü konfigurieren, mit dem man seine gesamten Programme quasi ganz ohne Tastaturhilfe bedienen kann.
Auch die Möglichkeit verschiedene Arten von Stiften oder Stiftspitzen zu nutzen ist hier nicht gegeben.
Ein Qualitätsmerkmal, was mir ganz wichtig ist, ist die Farbabdeckung. Hier hat das Wacom One auch Einschnitte zu seinen großen Brüdern. Diese haben eine Abdeckung über 90 % Adobe RGB. Wer seine Bilder also druckt, sollte das Wacom One nicht als Referenz Monitor benutzen. Die Weißpunkte sind auch nicht an jeder Stelle auf dem Display gleich verlässlich. Es ist halt kein IPS Panel.
Wenn man einen guten Monitor hat und das Tablett hauptsächlich als Werkzeug nutzt, um die Bilder direkt zu bearbeiten, reicht das aber vollkommen aus. Ich finde das Gerät toll und kann es auf jeden Fall empfehlen, auch wenn ich es nicht gegen mein Cintiq eintauschen würde.
Calumet: Vielen Dank für deine Erfahrungen. Verrätst du uns noch, was du als Nächstes vorhast? Spannende Reisen oder Projekte?
Lukasz: Ich mache im Juni eine Radtour durch Deutschland, bei welcher ich an meinem Basketball-Projekt sowie einem anderen Projekt weiterarbeite. Wer Interesse hat, kann meine Reisen und Abenteuer gerne auf meinem Instagram Account @lukaszlive verfolgen oder auf meinem geschäftlichen Account auch meine Arbeiten aus Mode und Werbung @wolejkowolejszo ansehen.