DJI Action 2 Power Combo

Die Kamera ist als System ganz witzig gedacht. Allen voran funktioniert das "Objektiv"-Modul ganz für sich alleine. Das macht die Kamera bei Bedarf sehr klein und bestimmte Einsätze erst überhaupt möglich. Die Verarbeitung des metallenen Gehäuses hat, DJI-typisch, fast schon Handschmeichler-Qualitäten, die Magneten klacken satt und halten fest zusammen, was zusammengehört. Selbst mit dem Power-und-Speicherkarten-Modul ist die Kamera immer noch etwas kleiner und deutlich leichter als die ähnlich modular konzipierte Insta360 ONE R/RS. Alles top also? Nun, bei dem derzeit (August 2022) ausgerufenen, deutlich reduzierten Preis: vielleicht. Es kommt darauf an, welche Kompromisse der künftige Benutzer einzugehen bereit ist. Folgende Ärgernisse sind mir – leider nach dem Kauf – aufgefallen: - Die Kamera wird schnell heiß. Sehr schnell. Sehr heiß. Binnen Minuten kann sie sich so extrem erwärmen, dass sie als Nokogiri (Taschenofen) verwendbar wäre. Das Metallgehäuse mit bloßer Hand anzufassen ist kaum noch möglich. - Wegen des Wärmeproblems schaltet die Kamera die Videoaufnahme nach einigen wenigen Minuten mit entsprechender Meldung aus. - Die Option, per Menu die Temperatur-Toleranz zum Abschalten höher einzustellen, ist in europäischen Modellen, und nur in diesen, per Software deaktiviert. - DJI verkauft nach eigenen Angaben manche Zubehör-Teile nicht separat als Ersatz oder Ergänzung. Dazu gehört etwa der Halskordel und der zugehörige kleine Magnethalter. Ist dieser kleine schwarze L-Magnet weg, was schnell passiert, ist es aus mit dem schicken/praktischen Tragen des kleinen Moduls am Shirt. - Die erwähnte Mangethalterung hat keinerlei zusätzliche Sicherung – warum auch immer, selbst der mitgelieferte GoPro-Fuß hat die kleinen Sicherungsriegel. - Die Cam soll zwar UVC-kompatibel sein, zeigt als Webcam unter mac OS Monterey nur ein schwarzes Bild. DJI weiß darüber Bescheid und tut seit Monaten nichts, um diese Inkompatibilität zu beseitigen. - Die Speicherkarte ist im Power-Modul komplett ungeschützt. Schon beim beherzteren Zusammenklicken der Module kann sie aus dem Steckplatz herausspringen (selbst erlebt). - Ohne ein extra Gehäuse ist die gesteckte Konstuktion, egal mit oder ohne Power-Modul, immer recht fragile. Damit ist die Cam kaum mehr als ein schickes Lifestyle-Gadget. Für alles, was mit sportlicher Aktion zu tun hat, würde ich den Apparat nicht unbedingt riskieren. (Immerhin hat das Lens-Modul eine Öse fürs Lanyard.) - Die in der Beschreibung beworbene, erfreuliche Timelapse-Frequenz von 0,5s (2 Bilder pro Sekunde) gilt nur, wenn JPEG als Fotoformat gewählt wird – mit RAW ist nur höchstens alle zwei Sekunden ein Bild möglich. Gerade für Aktionsaufnahmen nicht sehr brauchbar: was kann alles in den 2 Sek. zwischen den zwei Fotos passieren! - Eine HDR-Aufnahmemöglichkeit wird bei der Kamera zwar nirgendwo beworben, dass sie aber bei Foto wie Video fehlt, ist nicht zeitgemäß. Es sind nur die Bugs, die mir innerhalb eines Tages, seit ich die Kamera habe, aufgefallen sind. Selbst wenn es keine weiteren Probleme mit der Action 2 geben sollte: es ist auch so eine ganze Menge. Das ist schade, denn die Bildqualität der Kamera ist DJI-typisch recht brauchbar, die Bedienung (meistens…) halbwegs selbsterklärend, die wählbaren Optionen von RAW bis H.265 vernünftig dosiert und das ganze System greift geschickt die Stärken des Insta360 ONE-Konzepts ohne dessen Schwächen (dafür baut DJI andere Schwächen ein). Als Action Cam für schnellere und/oder robustere Bewegungsarten ist die Kamera zudem nur bedingt geeignet. Das beständige Ignorieren von offensichtlichen Bugs durch den Hersteller macht das Gesamtbild leider auch nicht viel besser. Apropos Bild: die Produktabbildungen im Calumet-Webshop zeigen den Kugelkopf als vermeintlichen Bestandteil des Power Combo. Diese Darstellung entspricht nicht der Waherheit: der Kugelkopf ist nicht dabei. Alles in allem hinterlässt die Action 2 einen sehr durchwachsenen Eindruck. Die Bildqualität stimmt, das ganze Drumherum kann je nach persönlichen Präferenzen stören – oder nicht. Ich bin derzeit noch am Überlegen, ob ich das teure Spielzeug doch vielleicht behalte oder nicht.